A 33 2020 Mt 25,14-30
Wenn es Gott gibt, wie ist das Verhältnis der Menschen zu Ihm?
Jede Religion kreist um diese Frage,
die vielen biblischen Geschichten nicht weniger.
Es gibt die Vorstellung vom Herrn und Sklaven,
die Majestät und ihre Untertanen, der Herrscher und seine Untergebenen;
es gibt die Vorstellung vom Schöpfer und Geschöpf,
vom Vater und seine Kinder.
Im heutigen Evangelium begegnet uns ein anderes Verhältnis:
eins des Zutrauens.
Gott traut den Menschen etwas zu. Er stattet sie aus. Er ermöglicht.
Denn genauso finden wir uns vor:
mit unterschiedlichen Möglichkeiten und Begabungen.
Fünf, zwei, eins: wie realistisch: jede und jeder ist einzigartig,
ein mehr oder weniger drückt nicht mangelndes Vertrauen aus,
sondern realistische Einschätzung.
Der Mann, der auf Reisen geht, kennt seine Diener:
er will niemanden überfordern.
Womit arbeiten eigentlich die Diener?
Sicherlich mit den anvertrauten Talenten,
aber mit was für einer Haltung im Hintergrund?
Vom dritten Diener erfahren wir, was er annimmt:
„ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist;
du erntest, wo du nicht gesät hast.“
Kann man mit einer solchen Vorstellung leben, arbeiten, sich einsetzen?
Und da es Jesus ja hier kaum um die Vermehrung von Silbergeld geht,
als vielmehr darum, das von Gott gegebene einzusetzen;
da anzunehmen ist, dass Er mit dem Mann, der auf Reisen geht,
etwas von Gott aussagen möchte,
taucht tatsächlich die Frage nach dem Gottesverhältnis auf.
Ist eines, das von Angst geprägt ist, von willkürlicher Herrschaft,
fruchtbar?
Ganze Generationen sind von dieser Angst bestimmt worden –
und ganze Generationen haben in dieser Angst ihr Leben wenig entfaltet.
Die Angst, etwas falsch zu machen, die Angst, etwas zu verlieren,
die Angst, es könne das Getane nicht genügen,
die Angst, die nur zum krampfhaften Bewahren drängt:
Angst lähmt, macht unbeweglich.
Sie lässt keine Veränderung zu, kein Wachstum;
eigentlich lässt sie gar nichts zu.
Glauben wir an einen Gott, der zulässt, der Veränderung möchte?
Auch das im Gleichnis beschriebene Vermehren des Silbergeldes
bedeutet Veränderung.
Sie gelingt nur, wenn ich aus der Hand gebe, wenn ich einsetze,
wenn ich selbst Vertrauen habe.
Das Grundvertrauen des Mannes allen drei Dienern gegenüber
nehmen zwei wahr und auf:
sie entwickeln selbst Vertrauen. (Selbstvertrauen)
Alle Gleichnisse, die Jesus erzählt, speisen sich daraus,
wie Er uns Menschen erlebt.
Sie möchten uns aufwecken, eine Blickrichtung weisen.
Die Blickrichtung dieses Gleichnisses:
Gott hat dich ausgestattet, Du hast Möglichkeiten.
Dabei geht es nicht um eine zahlenmäßige Größe;
es geht darum zu schauen, was Deins ist, was Dich besonders macht,
was nur Dir anvertraut ist;
es geht darum, dies anzunehmen und zu vermehren
und zwar im Rahmen Deiner Möglichkeiten.
Angst ist ein schlechter Ratgeber – sagen wir,
Denn sie engt unseren Blick ein,
sie lässt uns nur auf das starren, was uns Angst macht.
Dieses Gleichnis sagt: wer sich von der Angst leiten lässt, verliert.
Und es nennt einen wichtigen, vielleicht entscheidenden Grund,
die Angst zu besiegen:
die Annahme der Zusage Gottes: ich vertraue Dir.
Letztlich vertraut Er uns nicht nur Talente an,
Er vertraut sich selbst uns an.