A 6 2020 Mt 5, 17-37
Man könnte meinen, Jesus verschärft die Gesetze:
Ihr habt gehört, ich aber sage euch…
Aber offensichtlich geht es hier nicht um eine Diskussion der Gesetze.
Die eigentliche Frage ist: genügt es, sich an Gesetze zu halten?
Ist unser Leben gut, wenn wir keine böse Tat begehen?

In all den Beispielen, die der Evangelist aufzählt,
in all dem, was Gesetze regeln können,
geht es um sichtbar gewordene Taten.
Hier geht Jesus aber mit Seinen Worten weg vom Sichtbaren
hin zu dem, was im Herzen ist.
Er geht sozusagen ein paar Schritte zurück,
und nimmt andere Blickwinkel ein.

Du sollst nicht töten:
nicht erst die Tat bringt Menschen um, ebenso der Haß, die Beleidigung,
der würdelose Umgang, die Behandlung von oben herab,
die Lieblosigkeit.
Die Beschneidung menschlichen Lebens, die Missachtung,
die Ausübung von Macht über andere
geschieht nicht allein durch vollzogene Handlungen,
sondern beginnt durch die anderen gegenüber in uns wohnende Haltung.

Wir lernen in der Kirche – aber auch darüber hinaus -,
wie schwierig es etwa mit geistigem Missbrauch ist,
vollzogen durch Worte, durch Einschüchterung,
durch Abhängigkeitsverhältnisse.
Menschen werden klein gemacht, um sie gefügig zu machen,
und an sich zu binden.
Das geschieht nicht durch die eine große Tat, aber durch viele kleine.
Jesus fragt uns:
wie siehst du andere Menschen?
Wie sehr ist dein Blickwinkel von Konkurrenz geprägt,
von gewünschter oder ausgebauter Macht, wie sehr bist du manipulativ,
beeinflusst Menschen, dass es dir dienlich ist?

Ein weiteres Themenfeld: Frieden.
Warte nicht ab, bis jemand auf dich zukommt, geh selbst.
Selbst wenn du meinst, du hast Frieden mit allen anderen:
was ist mit dem, der mit dir vielleicht nicht klar kommt?
Wenn du merkst, dass jemand etwas gegen dich hat, sich mit dir schwer tut,
kannst du sagen: sein Problem. Und du bist fertig damit.
Ist es das?
Jesus sagt stattdessen: geh hin.
Warte nicht. Schau, was du tun kannst, damit Beziehungen gelingen,
das Miteinander gut ist.

Die Fragen um die Ehe.
Hier geht es um die, die immer wieder zu Opfern werden: Frauen,
um Menschen, die wie Ware behandelt werden, wie verfügbare Masse,
wie ein Besitz,
um Menschen, die man einfach fallen lässt, abschreibt, in den Wind jagt,
die man eben niedriger, geringer als sich selbst sieht und einstuft.
Wer sich auf Jesus beruft, kommt an der Gleichberechtigung,
an Geschlechtergerechtigkeit nicht vorbei.

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist…ich aber sage euch:
Nein, Jesus verschärft die Gesetze nicht,
aber deutlich wird, dass Gesetze nicht alles regeln können –
und dass es zum guten Miteinander mehr braucht.
Deutlich wird, dass es um Herzensbildung geht, um Haltungen.

Jesus knüpft am Talmud an, der mündlichen Lehre der Gesetze
und religiösen Überlieferungen des Judentums, die aufzeigt,
wie die Regeln in der Praxis und im Alltag von den Rabbinen verstanden
und ausgelegt wurden.
Darin heißt es:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

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