B 24 2018 Mk 8, 27-35
Eigentlich geht es um Macht und Ohnmacht.
Petrus und die anderen Jünger erwarten einen mächtigen Jesus,
einen, den man darum bitten kann,
im Himmelreich rechts und links neben Ihm sitzen zu dürfen;
einer, der für klare Verhältnisse sorgt,
mit aller Macht sich durchsetzt,
eigentlich auch einen, der aus Steinen Brot macht – das wäre es doch.
Sie erwarten die grenzenlose Anerkennung Seiner Herrschaft,
und – wer weiß – vielleicht finden sie als die ersten,
die sich in Seiner Gefolgschaft befinden, ebenso Anerkennung.
Auf die richtige Karte gesetzt zu haben – wer möchte das nicht?
Und wie soll es sich anders herausstellen, dass Jesus die richtige Karte ist,
als durch Seinen Erfolg, als durch ein langes und gutes Leben,
das viel Achtung und Beachtung findet?
Der Traum von einer mächtigen, erfolgreichen Kirche
geht in die gleiche Richtung:
Wahrheit, die sich entweder mit Macht durchsetzt
oder Wahrheit, die Macht gewährt.

Als Jesus von Seiner Verwerfung und von Seinem Tod spricht,
schockt es die Jünger.
Das durchkreuzt ihre Vorstellung von Jesus
und vermutlich auch das, was sie sich mit Ihm für sich selbst erhofft haben.
Denn die Haltungen sind gegensätzlich:
auf der einen Seite steht der Wunsch,
etwas notfalls mit Macht durchzusetzen;
auf der anderen Seite steht Jesus,
der offensichtlich darum weiß, dass man nichts erzwingen,
nichts verordnen, nichts durchdrücken kann,
aber auch das Vertrauen, dass die Saat trotzdem aufgeht.
„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“
lautet ein afrikanisches Sprichwort.
Keiner Wahrheit tut Gewalt gut.
Wie aktuell sind wir mit diesen Gedanken
in Gesellschaft, Politik und Kirche sowieso.

Das Gespräch Jesu mit Seinen Jüngern findet unterwegs statt –
ganz bestimmt nicht umsonst.
Unterwegs sein deutet darauf hin, noch nicht am Ziel zu sein,
sondern in der Entwicklung, im Gehen.
So ist das mit Glauben und Kirche:
nichts ist fertig, nichts schon am Ziel.
Auf dem Weg der Kirchen- und Glaubensgeschichte
liegt immer noch die Versuchung, wie Petrus zu denken:
die Wahrheit muss sich doch endlich durchsetzen.

Vermutlich nicht umsonst notiert der Evangelist auf die Vorwürfe des Petrus:
Jesus wandte sich um.
Für mich bedeutet das Mehreres:
die Art, wie Petrus zu denken, hat Jesus hinter sich gelassen,
aber sie ist noch da, sie wird immer wieder an Ihn herangetragen.
Von außen durch Petrus, vielleicht auch von innen in Jesus
zumindest in der Versuchungsgeschichte,
wo der Satan – dieses Wort taucht ja im heutigen Evangelium ebenfalls auf –
Jesus auf die Probe und eben Seine Macht infrage stellt
bzw. Seine Macht hervorrufen will: mach aus Steinen Brot.
Weiter verstehe ich das Ansinnen des Petrus wie ein Zurückhalten wollen.
Petrus will keine Veränderung, er will Jesus für sich und die Jünger,
wie sie Ihn kennen.
Es soll sich nichts ändern.
In der Geschichte von der Verklärung Jesu will er darum Hütten bauen.
Dann ist es sicher auch die selbstkritische Frage,
was wir als Menschen, die auch hinter Jesus her sind – das ist ja Nachfolge –
für Gedanken und Wünsche im Kopf haben:
ob es wirklich ein hinter Ihm her sein ist, dass wir in Seine Fußstapfen treten,
oder eher der Wunsch,
Jesus für eigene Interessen und Vorstellungen einzufangen.

Jesus ist immer auch der Zurechtweisende,
an dessem Wort wir alle uns messen lassen müssen,
und dessen Wort für Klarstellung sorgt,
wo sich der Wille Gottes von unserem Willen unterscheidet.

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