5. Sonntag der Osterzeit 2019
Das ist ja kaum auszuhalten.
An vielen Orten haben in diesen Tagen Frauen aufgerufen,
vor den Kirchen Gottesdienst zu feiern,
parallel zu den Eucharistiefeiern in den Kirchen.
Das dadurch entstehende Bild tut weh, es trennt.
Hier die einen, dort die anderen – dazwischen Menschen,
die darunter leiden.
Ich glaube, das lässt keinen kalt.
Weder die Menschen in den Kirchen, noch die auf den Plätzen.
Die Initiatorinnen begründen ihre Aktion damit,
dass sie etwas sichtbar machen möchten:
dass Frauen in vielen Gesprächen und Entscheidungen in den Kirchen
außen vor gelassen werden,
dass der Ausschluss vom diakonalen und vom priesterlichen Dienst
sie eben außen vor lässt.
Wer sich mit der Initiative Maria 2.0 beschäftigt, wird rasch feststellen,
dass es alles kirchlich engagierte Frauen sind,
die ihre Stimme aus Liebe zur Kirche erheben.
Sie möchten mit ihren Rufen nach Erneuerung,
dass das Wesentliche, das Kirche ausmacht, bleibt:
Verkündigung, Eucharistiegemeinschaft, Caritas.
Und sie stehen mit ihren Anliegen nicht allein.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige
hält die Frage einer Priesterweihe von Frauen für weiterhin offen.
„Dies rigoros abzulehnen und lediglich mit der Tradition zu argumentieren, überzeugt nicht mehr“, sagt er.
Unter Berufung auf Papst Franziskus sagt der Bischof,
die Lehre der Kirche sei nicht zu bewahren,
ohne ihre Entwicklung zuzulassen.
Im Laufe der zwei Jahrtausende habe sich vieles
nicht nur in Kleinigkeiten verändert.
„Könnte der Geist Gottes uns nicht auch heute
zu neuen Erkenntnissen und Entscheidungen führen?“
Der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm
will sich für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen einsetzen.
Er könne „Wut, Trauer und Ärger“ der Katholikinnen verstehen,
die seit Jahrzehnten hingehalten würden, sagt er.
Die Kirche müsse sich bewegen, „in Speyer und in Rom“.
Der Verweis darauf, dass es in den vergangenen Jahrhunderten
keine Diakoninnen gegeben habe,
reiche als Argument gegen eine Weihe von Frauen nicht aus,
weil dies in den ersten Jahrhunderten des Christentums anders gewesen sei. Sturm sieht in der Frage den Speyerer Bischof Wiesemann an seiner Seite.
Bischof Bode aus Osnabrück unterstützt die Bewegung „Maria 2.0“.
„Ich finde die Aktion gut, um ein Zeichen zu setzen für mehr Beteiligung
von Frauen in der katholischen Kirche“, wird er in der Presse zitiert.
Er tue sich zwar schwer damit, wenn Frauen im Rahmen der Initiative
die Eucharistiegemeinschaft in der Aktionswoche aufkündigen
und eigene Feiern abhalten.
„Aber die Ungeduld vieler Frauen in der katholischen Kirche
muss man sehr wahrnehmen.
Dahinter steckt eine ganz tiefe Verletzung,
dass sie sich in Kirche nicht so angenommen fühlen,
wie es ihrem Einsatz entspricht.“
Eine Möglichkeit, auch Weiheämter für Frauen zu öffnen,
könnte die Weihe zu Diakoninnen sein, sagt er.
Mindestens zehn der deutschen Diözesan – Bischöfe
verstehen die Gründe für die Initiative nicht nur,
sondern teilen viele ihrer Fragen. (Feige, Neymeyer, Heße, Overbeck, Bode, Wilmer, Jung, Wiesemann, Kohlgraf)
Tatsächlich berühren wir die Frage,
wie wir in Gegenwart und Zukunft Kirche sein wollen.
In Jesus ist Gott nicht spezifisch Mann geworden,
Er ist vor allem Mensch geworden.
Im Galaterbrief schreibt Paulus einmal:
„Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.
Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie,
nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Der 1933 geborene Pfarrer Dr. Ferdinand Kerstiens kommentiert:
„Dieses Taufbekenntnis hat unsere Kirche bis heute nicht eingeholt.
Meiner Überzeugung nach hält das Verbot der Priesterweihe für Frauen dieser urchristlichen Befreiungsbotschaft nicht Stand.
In der Gemeinde wird erfahren und gelebt,
wie Mann und Frau auf der gleichen Ebene stehen.
So hat es die frühe Kirche befreiend erlebt,
wo Frauen als Apostolin und Diakonin akzeptiert waren,
wo Frauen Hausgemeinden vorstanden
wo Frauen eine große Bedeutung in der Ortskirche
wie als Botinnen zwischen den Gemeinden hatten.“