A 25 2020 Mt 20, 1-16
Wir zählen, rechnen und verrechnen,
Verdienst und Lohn sind unsere Kategorien.
Die Bibel ist davon auch geprägt:
nach den Taten wird vergolten.
Für uns Menschen kaum anders vorstellbar,
es muss doch gerecht zugehen, wenn schon nicht auf Erden,
dann wenigstens im Himmel.
Wer viel arbeitet, muss mehr verdienen als der, der wenig arbeitet.

Jesus überrascht, denn dieses Evangelium erzählt anders.
Er erfindet einen Gutsbesitzer, der nicht der Leistung entsprechend vergilt,
sondern wie er es für richtig hält.
Dabei lässt er sich allerdings nicht von Willkür leiten,
er hält sich an die Absprachen,
die er mit den Arbeitern der ersten Stunde getroffen hat.
Der Lohn des Gutsbesitzers stellt alle Arbeiter gleich.
Jesus sagt: so ist das mit dem Himmelreich.
In ihm werden nicht Stunden gezählt,
es lebt davon, was Gott gibt.
Gleichberechtigung: dieses Wort, das wir in Kirche und Gesellschaft
immer noch lernen müssen, kennzeichnet das Himmelreich.
Sie ist von Gott gegeben, nicht von Menschen gemacht.
Sie wird weder von Orden noch von Mitren beeinflusst,
von der Herkunft nicht, vom Stand nicht, vom Geschlecht nicht.
Es gibt keine Hierarchien.

Wenn das mit dem Himmelreich so ist, bedeutet dies,
dass all das auf Erden keine Rolle spielt?
Wenn Jesus vom Himmelreich erzählt, meint Er keine jenseitige Ordnung;
Er erzählt, um das Leben hier und jetzt zu beeinflussen und zu verändern.
Das Himmelreich ist keine dem diesseitigen Leben angehängte Wirklichkeit;
die Gabe und die Ordnung dessen,
was Jesus mit dem Himmelreich verbindet, muss, wenn sie real sein soll,
jetzt schon maßgeblich sein.
Das passt den Arbeitern der ersten Stunde nicht.
Und es passt allen nicht,
die sich in einer weltlichen oder auch kirchlichen Ordnung wohl fühlen,
in der Herkunft, Stand und Geschlecht eine Rolle spielen.

Man darf annehmen, dass Jesus dieses Gleichnis erzählt mit Blick auf alle,
die sich religiös abmühen, stolz auf das sind, was sie geschafft haben,
und bezugnehmend auf ihre eigene Leistung meinen,
all jene, die sich nicht von Anfang an vom Wort Gottes ansprechen lassen,
werden schlechter gestellt sein.
Etwas Wesentliches allerdings übersehen sie:
der Gutsbesitzer selbst spricht nicht alle zur gleichen Zeit an,
er zieht immer wieder los und wirbt.
Übersetzt heißt das:
dass Menschen sich unterschiedlich lang im Weinberg abmühen,
liegt nicht zwingend in ihrer eigenen Verantwortung.
Und selbst wenn es in ihrer Verantwortung läge:
Brauchen die Arbeiter der ersten Stunde den Kontrast, die Abgrenzung,
um selbst besser dazustehen?

„Bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin?“
Oder, wie es in der neuen Übersetzung heißt:
„Ist dein Auge böse, weil ich gut bin?“

Güte ruft Widerspruch hervor;
denn Güte entspricht nicht den menschlichen Maßstäben der Gerechtigkeit,
sie ist – man kann nicht anders sagen – göttlich.

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