B 29 2018 Mk 10,35-45
Das war kein Ausrutscher bei den beiden Jüngern,
als sie um den Platz rechts und links neben ihrem Meister
im Reich Gottes bitten.
Das Machtstreben, das mit Jesus groß raus kommen wollen,
ist von Anfang an ein kirchliches
und vermutlich auch ein menschliches Problem.
Und selbst wenn wir nur ganz vorsichtig formulieren und sagen:
Jakobus und Johannes denken sich,
wenn wir ganz nah an Jesus dran sind, dann geht es uns gut,
so wie wir es ja auch als Hoffnung in uns tragen,
lehrt uns das Evangelium insgesamt etwas anderes.
Denn das Bild, zur Rechten und zur Linken Jesu zu sein,
begegnet uns im Markusevangelium noch einmal,
und zwar bei der Kreuzigung, wo zwei Verbrecher
zur Rechten und zur Linken Jesu mit gekreuzigt werden.
Wir erblicken in dieser Szene, im Kreuz, den Ort,
an dem Jesus zu finden ist:
bei den Verzweifelten, bei denen, die an ihrer eigenen Schuld
oder an der Sünde der anderen zugrunde gehen.
„Je näher, je dichter man bei Jesus sein möchte,
umso dichter wird man am kaputten und kaputtgemachten Leben sitzen.“
(Pfr. Ferdinand Rauch, Poppenhausen)
Papst Franziskus sagte zu Beginn seines Pontifikates:
„Ich sehe die Kirche wie ein Feldlazarett nach einer Schlacht,
man muss die Wunden heilen.
Dann können wir von allem anderen sprechen.“
Das groß raus kommen wollen
findet selbst im Evangelium keine Verurteilung –
Jesus gibt sogar noch einen Tipp dafür mit:
wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.
Schließlich ist Er selbst so zu uns gekommen:
als der barmherzige Samariter, der nicht achtlos vorübergeht,
sondern sich anrühren lässt, auf Seine Schultern nimmt
und Heilung ermöglicht.
Ehrlich gesagt müssen wir uns da alle an die eigene Nase fassen.
Wo sind wir als Kirche?
Natürlich ist es ein einfaches, auf die Mitra der Bischöfe zu schauen,
die sie mindestens einen Kopf größer macht;
aber wo siehst Du Deinen, wo sehe ich meinen Platz?
Ist Glaube für mich vornehmlich der Weg,
sich das eigene Seelenheil zu sichern,
sind wir von Jakobus und Johannes nicht weit entfernt.
Hier hören wir:
dein Glaube, deine Beziehung zu Christus,
soll nicht in erster Linie dir dienen, sondern anderen –
denen, die es brauchen,
die sich nicht selbst den Tisch decken können,
die nicht allein mehr vor die Tür gehen können,
die sich verschuldet haben und keinen Ausweg finden.
Da findest du Ihn.
Zeit Seines Lebens war Jesus bei den Sündern zu finden,
bei den Beeinträchtigten, bei den Ausgegrenzten.
Er war sogar so sehr bei ihnen zu finden,
dass die sich für gerecht haltenden darüber empörten,
provoziert fühlten und letztlich überlegten,
wie sie diesen Mann los werden konnten.
„Je näher, je dichter man bei Jesus sein möchte,
umso dichter wird man am kaputten und kaputtgemachten Leben sitzen.“
Auch das ist eine Seite von Nachfolge – und vielleicht nicht nur eine Seite.