Christ-Königs-Sonntag 2020 A Mt 25,31-46
Gleichnisse
und Auseinandersetzungen mit den Pharisäern und Schriftgelehrten
haben uns an den vergangenen Sonntagen begleitet.
Bevor der Evangelist mit der Leidensgeschichte Jesu beginnt,
nimmt er diese Worte Jesu in seinen Bericht.
Sie sind kein Gleichnis,
sie sind eher eine große Zusammenfassung all dessen,
was wir „die Botschaft Jesu“ nennen.
Was zählt, so hören wir, ist einzig erwiesene Liebe.
Bevor wir den Anspruch der Werke der Barmherzigkeit wahrnehmen,
steht eben dies zwischen den Zeilen:
am Ende – und das heißt: im gesamten Leben – geht es nicht darum,
ob mein Lebensentwurf gelungen ist,
es werden kein Wissen und keine Glaubenssätze abgefragt,
niemand fragt, ob jemand Jude oder Heide ist,
beschnitten oder unbeschnitten, getauft oder nicht getauft;
vor Gott gilt ein ganz anderer Maßstab:
Wo hast du dich anrühren lassen von der Not anderer Menschen?
Das Evangelium ist in der Beantwortung der Frage, worauf es ankommt,
an Klarheit nicht zu überbieten.
Unklar lässt es für jeden Hörenden allerdings die Seite,
die Zugehörigkeit zu den Böcken oder zu den Schafen.
Und die so Eingeteilten wissen selbst nicht, welche Bedeutung ihr Tun hat.
Die Menschen auf beiden Seiten wissen nicht,
dass sie in den Notleidenden Christus begegnet sind.
Christliches Leben ist damit raus aus der Nummer:
ich tue etwas, um Gott zu gefallen, um es Ihm recht zu machen.
War das nicht genau das,
was Jesus an so manchen Frommen Seiner Zeit sah:
dass sie sich auf Gott beriefen, aber ihr Herz versteinert war,
dass sie die vielen Gesetze kannten, aber zur Liebe nicht fähig,
dass sie sogar meinten,
Gott und Seine Gebote irgendwie schützen zu müssen
und dabei den Halbtoten am Wegesrand zwar sahen,
aber links liegen ließen,
wie Jesus es im Gleichnis vom barmherzigen Samariter beschreibt?
Die entscheidende Frage ist nicht, was du meinst für Gott zu tun
oder tun zu müssen, sondern was du für den Menschen tust.
Das Ende wird zeigen, wem du in Wahrheit gedient hast.
Und, wie tröstlich, Gott wird es feststellen, niemand anderes.
Mit diesen Worten feiern wir den letzten Sonntag
in diesem so herausfordernden Kirchenjahr,
geprägt von der Corona-Pandemie und all den Ängsten und Nöten,
die sie auslöst.
Wieviele Menschen werden in schweren Zeiten
in diesem Jahr aber auch in früheren Zeiten
Zuversicht aus den Worten Jesu geschöpft haben,
denn sie erzählen von einer Liebe, die nichts und niemanden ausgrenzt;
sie erzählen davon, dass Er den Kranken, den Gefangenen, den Entblößten,
den Hungrigen besonders nahe ist.
Darum dürfen wir neben allem Anspruch auch eine Zusage hören:
wo du deine Armut spürst, deine Erbärmlichkeit,
wo du deine Hilfsbedürftigkeit wahrnimmst,
ist Gott dir nahe.