Geburtsfest des hl. Johannes 24. Juni 2018
Was wird wohl aus diesem Kind werden?
Wir wissen es.
Einer, der unerschrocken den Mächtigen ins Gewissen redet,
einer, der mutig sein Leben riskiert.
Mit Johannes beginnt etwas Neues.
Seine Namensgebung verdeutlicht das schon.
Man will ihm dem Namen seines Vaters Zacharias geben,
fast wie ein Auftrag, das Alte fortzusetzen.
Kontinuität.
Wir lieben es, wenn Gewohntes fortgesetzt wird,
wenn die Mischung aus Neuem und Altem stimmt.
Kontinuität gewährt einen ruhigen Lauf der Dinge und bietet Halt.
Oftmals fand oder findet in den Familien Kontinuität darin Ausdruck,
dass der Sohn denselben Vornamen wie der Vater trägt.
Der Sohn soll ganz der Vater sein,
vielleicht sogar seinen Beruf ergreifen:
Höfe oder Firmen, die Jahrzehnte und länger in Familienbesitz sind,
sprechen davon.
So wollte man es auch beim Sohn des Zacharias tun
und ihm den Namen seines Vaters geben.
Wenn erst einmal die Namen übereinstimmen,
dann ist das in gewisser Weise Bestätigung und Stolz für den Alten,
und Ehre und Herausforderung für den Jungen.
Aber Johannes schreibt nicht einfach Familiengeschichte fort,
so wie es Jesus auch nicht tat.
Jesus wurde Seiner eigenen Familie sogar peinlich,
man wollte Ihn zurückhalten, wieder einsammeln,
mit Gewalt zurückholen – heißt es im Markusevangelium,
denn man hielt Ihn für von Sinnen.
Beide gehen einen eigenen Weg, keinen vorgezeichneten.
Aus diesen Erfahrungen heraus entstehen die Geburtsgeschichten
von Jesus und Johannes, von Anfang an ungewöhnlich:
der eine Sohn einer Jungfrau, der andere Sohn einer unfruchtbaren Frau,
dazu noch im vorgerückten Alter.
Es fing also schon eigenartig an, wollen die Geburtsgeschichten sagen,
von Anfang an anders,
im Grunde gar nicht erklärbar, woher sie das haben,
was sie so mutig und eindeutig auftreten lässt,
was ihren Stimmen ein solches Gewicht verleiht,
dass Menschen sie bis heute hören.
Bei beiden, Jesus wie Johannes, wird der Name von Gott festgelegt.
Johannes, was so viel heißt wie: Gott ist gnädig, gütig.
Jesus, was so viel heißt wie: Gott ist Hilfe, Heil, Rettung.
Beide Namen beinhalten eine enge Zuordnung zu Gott.
Beide Namensträger gehen ihren eigenen Weg,
nicht den von ihren Familien gewünschten und erhofften;
das Unerwartete bricht durch – oder sollten wir sagen: der Unerwartete?
Gott bricht durch.
Anders können es die Evangelisten nicht erklären, schreiben, deuten,
was diese beiden, Jesus und Johannes, so besonders macht.
Beide haben nicht nur ein verwandtschaftliches Verhältnis,
sondern auch ein Spannungsverhältnis,
was auch die Datierung ihrer beiden Geburtsfeste sichtbar macht:
den einen feiern wir, wenn das Licht im Lauf des Jahres abnimmt,
Sommersonnenwende,
den anderen, wenn es wieder wächst: Wintersonnenwende,
ganz gemäß den Worten des Johannes selbst:
jener, Jesus, muss wachsen, ich aber muss abnehmen.
In Spannung stehen beide in der Haltung, wie sie Gott erwarten:
Johannes sieht die Axt an den Wurzeln der Bäume,
Jesus lässt den barmherzigen Vater warten und entgegen gehen.
Jesus selbst kommt an Johannes nicht vorbei.
Wie sagt er im Matthäusevangelium:
Unter allen Menschen
hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer.
Und aussagekräftig vergleicht Jesus Seine Wirkung bei den Menschen
mit der Wirkung des Täufers:
Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht und sie sagen:
Er ist von einem Dämon besessen.
Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie:
Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!
Jesus lässt sich von Johannes taufen,
aber die Bedeutung der Taufe verändert sich durch Ihn:
sie ist nicht mehr in erster Linie das rein Waschen von Sünden,
sondern die Botschaft des offenen Himmels,
Zeichen der unkündbaren und unauflöslichen Zugehörigkeit
des Menschen zu Gott.