Christ-König 2019 C Lk 23,35b-43
„König ist der Herr, alle Macht hat er.
Thront auf Cherubim, alles bebt vor ihm.“
so singen wir in einem neueren Christ – König – Lied.
Alles bebt vor ihm?
Ja, Menschen haben gebebt, über Jahrhunderte.
Angst hat den Glauben geprägt, gehorsame Gesetzestreue,
aber wirkliches Vertrauen eher nicht.

Im Frühjahr 2004 hatte unsere Mutter eine schwere Operation
und keine rosige Diagnose.
Mit achtundsechzig Jahren lag sie da, hilflos, eine alltäglich fromme Frau,
die lebte, was sie glaubte, und sagte einen mich nie loslassenden Satz: „Lieber Gott, was hab ich bloß verbrochen.“
Dicke Tränen.
Immer noch denke ich daran, wie sie wohl groß geworden ist,
wie ganze Generationen groß geworden sind.
Wie viel Angst war in ihnen, Höllenangst, Angst vor einen strafenden Gott.
Alles bebt vor ihm.
Hat Kirche, hat Glaube etwas dazu beigetragen, diese Angst zu mindern,
sie in Vertrauen zu wandeln – oder hat Kirche von solchen Ängsten gelebt,
sie geschürt, gar erzeugt?

Folgt man manchen unserer Kirchenlieder,
bekommen wir ein Bild des Glaubens, ein Bild Jesu vermittelt,
das dem biblischen nicht entspricht.

Alles bebt vor ihm.
Mit dem gehörten Evangelium im Ohr bringe ich das nicht zusammen.
Das Evangelium sagt eindeutig:
Jesus ist nicht mit Pauken und Trompeten aus dieser Welt geschieden,
sondern als ein Gescheiterter.
Seine Krone ist die Dornenkrone.
Dies auszuhalten fällt schwer.
Auch wenn wir von der österlichen Zuversicht leben,
die triumphale Sprache vom Thronen und Herrschen,
von der Machtfülle und dem Beben vor ihm hat mit Ostern nichts zu tun.
Ostern ist eher, dass Gott Steine weg rollt,
dass durch Ihn Zerbrechen zum Aufbrechen wird.

Dennoch feiern wir Jesus mit dem heutigen Fest als König.
Was ist das für ein sonderbares Königtum?
Ich glaube, es ist eins, das nicht auf eigene Größe aus ist,
sondern darauf, dass andere groß werden.
Wir feiern nicht den, der seine eigene Größe demonstriert.
Gott, der Glaube an Ihn, macht Kleine groß, lässt sie wachsen.
Der Zöllner Zachäus ist ein Beispiel dafür,
wie der zu klein Geratene durch die Aufmerksamkeit Jesu wachsen
und sein Leben neu finden kann.
Eigentlich erzählen alle Heilungs-, alle Begegnungsgeschichten Ähnliches,
weil Jesus nicht von oben herab den Menschen begegnet,
sondern eher von unten herauf.
Der Evangelist Johannes fasst dies in einem starken Bild zusammen:
dem der Fußwaschung.
Gerade wegen des Rollentausches ist Jesus König.

In einem Psalm (34) beten wir einen wunderbaren Satz:
„Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten,
und ihr braucht nicht zu erröten.“
Eine großartige Beschreibung dessen,
was wir mit dem Königtum Jesu verbinden dürfen:
wir feiern den, unter dessen Augen sich unser Leben klärt,
unter dessen Augen abfällt, was uns belastet,
eben unser Beben zur Ruhe kommt,
weil wir Frieden und Versöhnung finden.

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