C 21 2019 Lk 13, 22-30
Woher kommst du? Woher bist du?
Seine Herkunft kann der Mensch nicht verleugnen.
Wer es versucht, schneidet sich seine Vergangenheit ab
oder lebt mit ihr unversöhnt.
Woher bist du?
Wo oder was ist dein Zuhause?
Im Evangelium antwortet der Herr des Hauses gleich zweimal
den Anklopfenden: Ich weiß nicht, woher ihr seid.
Seltsamerweise sagt er es denen,
die die Tür des Hausherrn kennen,
die mit ihm gegessen und getrunken haben;
er sagt es denen, die meinen, ihn zu kennen, die wissen, woher er ist,
wo sein Zuhause ist.
Wenn wir es in unsere Glaubenssprache übertragen,
dann heißt das ziemlich pointiert:
entscheidend ist, dass Gott weiß, woher wir sind,
dass Er weiß, wo wir wohnen, wo und worin unser Zuhause ist;
dass Er uns dort antrifft,
dass es im Alltag Begegnung mit Ihm gibt.
Diese Alltagstür korrespondiert mit der Himmelstür,
mit der Tür des Hausherrn.
Sie ist vielleicht sogar identisch.
Ein religiöser Schriftsteller erzählt in einem Buch, wie er sieben Monate
zu Gast war in einem amerikanischen Trappistenkloster.
Zu Beginn dieser Zeit bat er den Abt um ein Meditationswort.
Der Abt sagte ihm:
„Meditieren Sie diese Zeit hindurch das Wort: Ich bin die Herrlichkeit Gottes.“ Und er fügte hinzu:
„Sie sind der Ort, den Gott sich zur Wohnung erwählt hat.
Das geistliche Leben
besteht in nicht mehr und nicht weniger als in dem Versuch,
ihm den Raum zu schaffen, in dem sich seine Herrlichkeit offenbaren kann.“
Eine Versuchung ist,
sich die Wohnung Gottes am Ende der Zeiten zu erhoffen,
weil es ab und an vielleicht zuvor sporadische Begegnungen mit Ihm gab:
ein paar gehörte Worte, Tischgemeinschaft –
aber kein echtes Zusammenkommen.
„Ich weiß nicht, woher ihr seid.“
Wir haben uns nicht zu erkennen gegeben,
nicht ins Leben hineinschauen, hineinreden lassen.
Der Alltag ist außen vor geblieben:
Gott ist in der Kirche, Jesus im Tabernakel,
das Wort Gottes in der Bibel geblieben.
Der, der in Seiner Menschwerdung den Himmel verlassen hat,
will keinen reservierten, vom menschlichen Alltag abgeschiedenen Ort.
Wir selbst sind der Ort, den Er sich erwählt.
Im eigenen Herzen, im eigenen Leben
vollzieht sich die größte Aussprache Gottes.
Die enge Tür ist nicht irgendein Tor am Ende der Zeiten,
es ist die eigene Herzenstür,
eng geworden und zugestellt durch eigene Worte, die wir machen,
so dass wir das Gotteswort nicht mehr hören;
eng geworden und zugestellt mit eigenen Bildern und Gottesvorstellungen,
so dass das wahre Bild Gottes, Christus, sich nicht bei uns einprägen kann.
Sieben Monate ein Wort meditieren;
Sieben Monate betrachten:
Ich bin die Herrlichkeit Gottes –
wem wird da das Herz nicht aufgehen – und jede noch so enge Tür weit.