6. Ostersonntag C 2019 Joh 14, 23-29
Wie geht es weiter mit Jesus?
Mit dem Christ sein, mit dem Glauben?
Wir fragen uns das in unseren Zeiten
vielleicht wieder mehr als zu anderen Zeiten,
schon deshalb, weil sich so viel so rasch ändert;
vielleicht aber auch, weil wir unser Christ sein stark mit der Kirche verbinden,
und die Abnahme an Kirchlichkeit, an kirchlichem Einfluss
uns die Deutung nahe legt, das Christsein selbst,
das, was es ausmacht, geht unter.

Kirchliche Realität ist ja tatsächlich: Menschen treten reihenweise aus.
Und das bedeutet ein Verzicht auf Talente, auf Begabungen,
auf Stimmen, auf Vielfarbigkeit, auf Lebensgeschichten.
Es sind nicht unbedingt Glaubensgründe,
die Menschen zum Austritt bewegen.
Genannt werden menschliches Fehlverhalten, das Image der Kirche, bestimmte kirchliche Lehren und die Kirchensteuer.
Die grundlegende Idee des Christentums – Geld ist nicht alles, Nächstenliebe ist konkretisierte Gottesliebe, Frieden durch Versöhnung, Würde des Menschen vom ersten bis zum letzten Atemzug,
wertschätzender Umgang mit jeder und jedem –
stellt kaum jemand in Frage.
Manche von den von uns aufgrund ihres Kirchenaustritts Angeschriebenen geben an,
dass sie ihren Glauben in der Kirche nicht mehr beheimatet sehen:
sie sehen zu viel Verhaltensweisen und Äußerungen,
die sie mit Christus nicht mehr zusammen bringen können.

Wie geht es weiter?
Die Frage nach dem Weitergehen ist nicht neu.
Jesus stellt sie sich und Seinen Jüngern:
was wird aus Seinen Worten, was wird aus Seinem Leben?
„Der Beistand, der Heilige Geist, der wird euch alles lehren.“
Mit diesen Worten gibt Er ab und sieht Sein begrenztes Wirken.
Denn in den wenigen Jahren Seines Wirkens ist längst nicht alles geklärt, nicht alles gesagt, nicht alles gedacht,
schon gar nicht zu Ende gedacht –
wie denn auch sollten Fragen und Herausforderungen unserer Zeit
schon zur Zeit Jesu aufgetaucht sein.
Ich glaube, das betrifft so viele Fragestellungen,
die wir heute innerkirchlich, aber auch gesellschaftlich haben,
ethische Fragen, globale wie persönliche Herausforderungen.
Wir sind angewiesen auf den Heiligen Geist,
so wie dieser angewiesen ist auf Menschen,
die sich ihm öffnen.

Der Geist selber führt weiter.
Und ihm scheint es zu eigen zu sein,
immer auch zu sprengen, Vertrautes in Frage zu stellen,
für Sturm und Wirbel zu sorgen,
für Auseinandersetzung, einen regelrechten Umsturz,
wie ihn Maria mit ihrem Herrn in Verbindung bringt:
Er stürzt Mächtige vom Thron und erhöht die Niedrigen.

Wo der Geist weiter führt, geht es nicht um Bewahren sondern um Aufbruch,
geht es nicht um Verschließen und Ausschließen, sondern um Aufschließen.

Ich glaube, dieser Geist rüttelt unsere Kirche,
die ihm in manchem zu eng geworden scheint.
Ob es genügt, nur größere Fenster ins Gemäuer zu reißen,
ist nicht absehbar. Vermutlich genügt es nicht.
Die einen schreien: es zieht – die anderen: endlich fische Luft.

Vielleicht gibt es auch einen völligen Neubau,
und wir nähern uns dem, was Jesus der Frau am Jakobsbrunnen sagt:
„Gott ist Geist, und die ihn anbeten,
die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“

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