A 3 2020 Mt 4, 12-23
Johannes, der Täufer ist gefangen genommen.
Jesus tritt auf. Er knüpft an Johannes Botschaft an
und verkündet sie doch ganz anders.
Er geht nicht an den Jordan, Er tauft nicht,
sammelt nicht die Leute aus der Hauptstadt um sich.
Er geht Seinen eigenen Weg, vielleicht ist es anfangs sogar eine Art Flucht:
zurück in Sein Heimatdorf,
das er dann aber auch wieder verlässt.
Abgrenzung von Johannes, Abgrenzung von Seinem Zuhause.
Jesu Wirken beginnt mit dem Verlassen, Zurücklassen.
Genauso wird Er Menschen rufen, zurückzulassen, Abstand zu gewinnen.
Die Weg Geschichten Jesu sind immer auch weg Geschichten:
Menschen lassen etwas zurück, um sich auf Neues einzulassen.
Die Predigt Jesu bringt genau dies ins Wort:
Kehrt um – sagt Er. Verlasst.
Umkehren heißt nicht umdrehen, denselben Weg zurück gehen;
umkehren heißt: schaut, wohin ihr euch wendet, bekommt Abstand,
wendet euch Gott zu.
Mit diesen Worten wendet sich Jesus einem besonderen Gebiet zu,
dem Gebiet von Sebulon und Naftali.
Sebulon und Naftali waren Söhne Jakobs und Stammväter jener Stämme, die im Norden Israels siedelten.
700 Jahre vor dem Leben Jesu waren diese Gebiete erobert worden,
es gab sie nicht mehr.
Ein Land, in dem man vorher an den Gott Israels geglaubt hatte,
wurde im Lauf der Jahrhunderte wieder heidnisches Land.
Dort predigt Er.
Sicher nicht zufällig in diesem Gebiet,
in dem Hoffnungen eingeschlafen sind,
wo Erinnerungen an den alten Glauben verblasst sind,
wo das Volk im Finsteren sitzt,
überschattet vom Tod, dem einzigen, was todsicher erscheint.
Matthäus schreibt, wohin Er Jesus gehen sieht.
Dorthin, wo es dunkel ist, wo Licht fehlt.
Sebulon und Naftali sind Orte, die Worte brauchen, Zuwendung.
Dort leben Menschen, die neu aufleben, wenn sie hören:
Du bist nicht vergessen mit Deiner Geschichte.
Dort leben Menschen,
die Worte brauchen, die sie sich selbst nicht sagen können.
Wir glauben an einen Gott, der anknüpft,
der die geraubten Hoffnungen nicht vergisst,
der geschehenes Unrecht nicht vergisst.
Die Menschen, denen gesagt wird: Kehr um, erfahren,
dass jemand sich ihnen zuwendet, ihnen Hoffnung gibt.
Ihr seid nicht verloren, auch wenn ihr viel verloren habt.
Wie das so ist in der Bibel:
es geht nicht nur um Ortsangaben, nicht um Vergangenheit.
Es geht um die Gebiete in unserer Herzenslandschaft,
in denen etwas brach liegt,
wo Realitäten, vielleicht auch kirchliche Realitäten,
die Hoffnung auf Licht, den Glauben an das Himmelreich zerstört haben.
Da knüpft Jesus an, greift auf, bläst in die Asche,
weil irgendwo verborgen noch Funken glühen.
Jesus lässt sich nieder in der Handelsstadt Karfanaum.
Karfanaum ist da, wo Menschen sich allein
mit der Erwirtschaftung ihres ökonomischen Auskommens beschäftigen,
wo sie nur noch materiell denken, handeln und verhandeln,
rechnen und berechnen.
„Galiläischen Frühling“ hat man diesen Anfang gern genannt,
weil plötzlich etwas aufbrach, sich dem Licht zuwandte, zu wachsen begann.
Dieser Frühling beginnt immer,
wo Menschen spüren, dass sie mit ihrer Geschichte, mit ihrem Leben
gesehen und wahrgenommen werden,
er beginnt immer, wo sie Zuwendung erfahren
und die Zusage: über dir geht der Himmel auf,
sieh hin, richte dich aus.