A 26 2020 Mt 21, 28-32
Wir müssen uns unbedingt mal treffen.
Ich melde mich ganz bestimmt.
Bei solchen Formulierungen werde ich mittlerweile hellhörig.
Meine Erfahrung ist: wer sagt: ich meld mich mal, meldet sich nicht!
Was ist das?
Trauen sich Menschen in solchen Situationen nicht, Nein zu sagen?
Oder ist es eher Gedankenlosigkeit?

Der zweite Sohn, den der Mann in den Weinberg schicken will,
sagt: Ja, Herr – und geht nicht.
Man könnte ihm bewusstes Lügen unterstellen.
Jedenfalls passen seine Worte nicht zu seinem Handeln,
er gibt etwas anderes vor.
Auch der erste Sohn sagt zunächst etwas anderes als das,
was er er hernach tut.
Dazwischen allerdings, zwischen seinem Nein
und dem dann doch in den Weinberg gehen,
stehen fünf entscheidende Worte, nämlich: später aber reute es ihn.

Jesus erzählt dieses Gleichnis den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes
und beschreibt in den beiden Söhnen zwei Haltungen, zwei Wirklichkeiten,
wie Er die Menschen Seiner Zeit erlebt.
Es gibt die, die ihre gesprochenen Worte, ihre Versprechen
im Nachhinein nochmal überdenken
und im Handeln zu einem anderen Ergebnis kommen,
und es gibt die, die zwar auch anders handeln als zuvor versprochen,
wo sich aber das Gefühl aufdrängt,
ihr Ja war nicht ernst gemeint.
Bei ihnen jedenfalls taucht keine Reue auf, sie wird nicht erwähnt.
Das gibt es ja, dass wir Versprechen geben,
die wir hernach dann doch nicht halten können.
Wir haben den Mund zu voll genommen, etwas falsch eingeschätzt,
nicht genügend durchdacht, wie auch immer.
Einen Unterschied macht es, ob Menschen das klar benennen können,
den Schmerz über die fehlende Übereinstimmung zwischen Reden und Tun benennen und spüren – oder nicht und darüber hinweg gehen.

Der Evangelist Matthäus hat dies schon früher
in einem einprägsamen kurzen Satz zum Ausdruck gebracht,
was hier mit den beiden Söhnen beschrieben wird:
„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“
Soll heißen: nicht die Worte zählen, aber die Taten.

Für die Zuhörenden dieser Worte, die Hohenpriester und Ältesten,
wird es eng.
Jesus gibt ihnen zu verstehen, dass Er in ihnen die Ja Sager sieht,
deren Mund anders spricht als ihr Handeln und ihr Leben,
die einfach ihr Ding drehen, ohne Reue durchs Leben gehen,
weil sie meinen, sie hätten sich nichts vorzuwerfen.
Ihnen stellt Er Zöllner und Dirnen gegenüber:
krasser können die Gegensätze nicht auf gebaut werden.
Der entscheidende Unterschied:
die letztgenannten, die Zöllner und Dirnen lassen sich ins Gewissen reden,
und sehen ihren Bedarf an Umkehr.

Zwei Söhne. Etwas viel schwarz weiß.
Aber damit gibt es auch viel Spielraum: Wir sind dazwischen, mal so, mal so.
Wie bei allen Geschichten und Gleichnissen, die uns überliefert werden:
sie wollen etwas erreichen, uns bewegen, verändern,
angehen, nachdenklich machen, kurzum: sie wollen uns treffen.

Der Besitzer des Weinberges gehört noch in unseren Blickwinkel:
beide sind seine Söhne.
Es wird in der Geschichte nur beschrieben,
der Weinbergbesitzer selbst fällt kein Urteil.
Eltern mehrer Kinder wissen, wie unterschiedlich ihre Kinder sind;
ihre Liebe gilt dennoch allen.
Jesus erzählt so, dass die Zuhörenden das Urteil,
die Beurteilung geben müssen.

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