2. Sonntag der Osterzeit C 2019 Joh 20, 19-23
Er steht am Grab. Keiner weiss, dass er da ist.
Er könnte jetzt alles machen. Es hätte keine Konsequenz für ihn.
Darauf herumtrampeln. Es verwüsten…
Ihm kommt ein Gedanke; nein, kein Gebet für den Verstorbenen.
Er denkt an das Glaubensbekenntnis. Ein Satz drückt aus, was er fühlt:
‚Zu richten die Lebenden und die Toten.‘
Irgendwann erhält jeder die gerechte Strafe …
Sie stehen am Grab.
Im Morgengrauen.
Niemand hat mitgekriegt, dass die Frauen sich auf den Weg machen,
wohlriechende Salben mitbringend – und ganz viel Trauer.
Sie sehen den Stein weggewälzt und zwei Männer…
Lebensgeschichten an Gräbern:
Der eine ein Mann, der als Kind in einer Klosterschule
jahrelang von einem Pater missbraucht wurde
und es nach qualvollen Jahren schafft,
das Grab des verstorbenen Täters aufzusuchen: Allein;
von ihm war am Karfreitag im WDR Lebenszeichen zu hören.
Die anderen die Frauen, die Jesus ihre Würde, ihr Leben verdanken,
von denen wir am Ostermorgen gehört haben,
wie sie gemeinsam zum Grab gehen.
Wer Missbrauch erlebt hat –
so eine Theologin im Lebenszeichen Beitrag:
der ist von so gravierenden Verletzungen gezeichnet,
die lassen sich nicht einfach durch „Ich vergebe“ wieder gut machen.
„Ich habe lebenslänglich“ so sagt der Mann,
jeder, der sexueller Gewalt ausgesetzt war, hat lebenslänglich,
er wird sein ganzes Leben davon haben – negativ.
Das kann mir keiner zurück geben.“
„Denen ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen.“
sagt Jesus Seinen Jüngern am Osterabend.
Daraus ist die Beichte als ein Institut geworden,
mit einem eingebauten Machtgefälle:
einer, der sozusagen auf dem Richterstuhl sitzt
und einer, der reuig ankommt.
Der Jesus des Osterabends ist aber nicht der Richter,
auch nicht der barmherzig vergebende Richter.
Der Jesus des Osterabends ist der Verletzte,
der die Wunden trägt und nicht verbirgt –
in Ihm schauen die Jünger das Lebenslängliche von Sünde und Schuld.
Vielleicht braucht es am allermeisten das:
Wunden schauen, sie wahrnehmen, nicht klein reden.
Man ist mit ihnen nie fertig –
mit den Wunden Jesu sind wir auch nicht fertig.
In jeder Messfeier begegnen sie uns,
jeder Blick zum Kreuz führt sie uns vor Augen.
Menschen in der Kirche haben weggesehen, lange genug, immer wieder,
Menschen in der Kirche haben sogar übersehen, anderes wichtiger angesehen:
den guten Ruf, die eigene Macht.
Und Menschen in der Kirche übersehen immer noch,
wenn den Missbrauch begünstigende Faktoren
wie klerikale Macht, der Zölibat
oder eine rigide, menschenferne Sexualmoral verteidigt werden,
weil der Blick nicht auf die Wunden der Opfer gerichtet ist,
sondern auf eine Idee von Kirchen- und Menschenbild,
das in jedem Fall bewahrt werden soll.
Schuld sind bei diesen Bestrebungen immer die anderen:
zuletzt noch Kardinal Ratzinger, der von den bösen 68 er Jahren sprach,
jedoch übersieht,
dass die Missbrauchszahlen vor den bösen 68 er Jahren
in der Kirche viel höher waren.
Er steht am Grab. Keiner weiß, dass er da ist.
So erzählte das WDR Lebenszeichen von dem missbrauchten Mann.
Es sollte alles keiner wissen, was ihm widerfuhr –
die Wunden sollten nicht gezeigt werden.
Der Weg Jesu, der Seine Wunden zeigt, ist ein anderer.
Danke für die klaren und wahren Worte! Ich freue mich, wenn ich die sonntäglichen Predigttexte nachlesen kann – sind starke und bewegende Aussagen enthalten.
Diese Texte drucke ich für bestimmte Freunde aus – diese Botschaften gebe ich gerne weiter!
Ich habe vorher nicht bei Ihnen angefragt, ob ich kopieren darf. Einverstanden?
Hallo. Ja. Sie sind ja hier dann auch öffentlich. Lg bm
Hallo Herr Mönkebüscher: Bei Ihrer Predigt am Sonntag gab es einen zweiten Teil. Thomas- wie er immer hieß „der Ungläubige“ – . Ja, es gibt Menschen die nicht sofort jeder Nachricht trauen. Auch die Jünger, die sich verrammelt hatten, glaubten doch eigentlich auch noch nicht an die Auferstehung. Da tut doch einer, der den Schneid hat seinen Zweifel offen auszusprechen, gut- aber zeigen muss man das ja nicht so offen- oder ? Es ist an der Zeit unseren Zweifel an der Institution offen zu machen, so wie Thomas.
Eine kleine Geschichte. Am Ostermontag Gottesdienst im Kölner Dom vorgetragen von Weibischof Ansgar Puff:
Ein Pfarrer triff eines seiner Schäfchen auf der Straße und fragt: “ Was ist los, ich habe Sie schon lange nicht mehr in unserer Kirche gesehen, sind Sie ein verlorenes Schaf?
Antwort des Mannes: “ Nein Herr Pfarrer, ich bin kein verlorenes Schaf,— aber in Ihrem Schafstall stinkt es mir in der Zwischenzeit so stark, dass ich es nicht mehr ertragen kann und lieber an der frischen Luft bleibe.
Ja.manches stinkt!!Und Thomas ist berührend ehrlich. das tut gut. Und solche Menschen brauchen wir!! Danke für Ihre Rückmeldung.