C 13 2019 Lk 9, 51-62
„Sollen wir sagen, dass Feuer von Himmel fällt und sie verzehrt?“
Wir haben die Frage der Jünger gehört.
Ungeschminkt erzählt der Evangelist Lukas von ihrem Eifer,
der doch eigentlich eher in Richtung Fanatismus geht.
Sie wollen Strafe für den Unglauben. Vernichten! Feuer!
Jakobus und Johannes
können sich sogar auf biblische Geschichten berufen:
die Erzählung von der Sintflut,
in der nicht Feuer, aber Wasser Menschenleben vernichtet;
oder das Feuer, das auf die Städte von Sodom und Gomorra fiel.
Jesus weist die Jünger zurecht.
Wer all jene „ausschalten“ möchte, die anders denken und glauben,
die sich anders verhalten als man selbst,
kann sich nicht auf Ihn berufen.
Mit Ihm, im Zeichen des Kreuzes kann man keine Kriege führen.
Ist das eine andere Botschaft von Gott, die in Jesus aufleuchtet,
anders, als sie die Menschen von Gott überliefern,
die der Sintflut so gerade entkommen sind?
Es gibt einen gravierenden Unterschied:
die Geschichte von Sodom und Gomorra, die Erzählung von der Sintflut
stellt Gott als den Handelnden dar,
zumindest haben Menschen die geschilderten Ereignisse
auf Gott zurück geführt und es Ihm zugetraut.
Ob Gott tatsächlich der so Handelnde ist, steht auf einem anderen Papier.
Mitunter sind es eher Geschichten,
die verdeutlichen wollen:
gerade so ist der vom Volk Israel geglaubte Gott nicht.
Nie wieder soll eine Flut die Erde vernichten –
heißt es im Buch Genesis,
und vermutlich ist es nicht so,
dass Gott erst diese Einsicht im Laufe der Zeit gewinnen musste,
sondern dass in Menschen im Laufe der Zeit die Überzeugung wuchs:
so ist der Gott, an den wir glauben, nicht.
Aber unabhängig von dieser Frage,
ob diese Erzählungen vom Handeln Gottes erzählen
oder von menschlichen Annahmen des Handelns Gottes,
bleibt der Unterschied:
Hier wollen sich Jakobus und Johannes an Gottes Stelle setzen:
sollen WIR sagen, dass Feuer vom Himmel fällt?
Eine Versuchung, die immer wieder begegnet:
sich in der Nachfolge Jesu an die Stelle Gottes rücken.
Genau zu wissen vorgeben, was in Seinem Sinne ist.
Das geschieht zum Beispiel dann,
wenn sich Menschen zusammenhanglos Bibelverse um die Ohren hauen,
um etwas zu untermauern, von dem sie annehmen, es sei im Sinne Gottes;
und es geschieht noch ärger, wenn wir sogar Verurteilungen aussprechen.
Dieses Evangelium schildert, dass Jesus Seine Jünger dafür zurecht weist.
Er will sie nicht als Verurteilende;
an anderer Stelle rät Er darum dazu,
Unkraut und Weizen gemeinsam wachsen zu lassen.
Wir sind nicht Herren eures Glaubens sondern Diener eurer Freude –
heißt es im 2. Korintherbrief.
Jegliches Handeln als Reaktion von Glauben oder Unglauben von Menschen
ist nicht unsere Aufgabe und steht uns nicht zu.
Aber was unsere Aufgabe ist und was uns zusteht ist,
die Botschaft Jesu in unsere Zeit hinein kommunizierbar zu machen.
Beispielhaft dafür sind mir
Sätze aus der Predigt des Abschlussgottesdienstes
vom Evangelischen Kirchentag am vergangenen Sonntag im Ohr, als es hieß:
„Jesus ist nicht wie ein Türsteher vor dem angesagtesten Club der Stadt,
der kritisch an dir hoch- und runterschaut und dann sagt,
„Nee, sorry, geschlossene Gesellschaft.“
Jesus ist der Türsteher, der weiß, wie es ist,
als letzter bei den Bundesjugendspielen durchs Ziel zu gehen
und wieder keine Siegerurkunde zu bekommen.
Er kennt das ins uns, was wir lieber verstecken wollen.
Er kennt den Jungen, der auf dem Schulhof alleine steht.
Das Mädchen, das von Germany’s Next Topmodel träumt
und sich immer zu dick fühlt.
Der Anzugtyp, der alles zusagt, immer atemlos und es dann nicht einhält, weil er kurz vor dem Burn-Out ist.
Uns alle. Das sind wir: Gottes geliebte Gurkentruppe.
Wir gehören zu Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen,
der sich mit Prostituierten, Steuerbetrügern und Aussätzigen umgab.
Der ihnen zuhörte, sie tröstete und heilte.
Er liebte sie, mit einer Liebe, die stärker ist als der Tod.“
Das dürfen wir sagen und leben – und das genügt.