B 26 2018 Mk 9, 38-43.45.47-48
Unmittelbar nach der Frage der Jünger, wer von ihnen wohl der größte sei,
und Jesus ein Kind in ihre Mitte stellt, schließt sich dieses Evangelium an.
Und immer noch geht es um die eigene Größe,
wenn die Jünger zu Jesus sagen:
„Wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb;
und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.“
Die Jünger sind offenkundig in Gefahr,
sich selbst wichtiger zu nehmen als Jesus:
sie sagen nicht, wir versuchten, ihn daran zu hindern,
weil er DIR nicht nachfolgt; sie sagen, weil er UNS nicht nachfolgt.
Sie setzen sich damit selbst an die Stelle ihres eigenen Meisters:
eine Versuchung, die in der Kirche immer wieder auflebt,
wenn Buchstabentreue wichtiger wird als der Geist,
der die Buchstaben formt;
eine Versuchung, die in der Kirche immer wieder auflebt,
wenn wir vorgeben, ganz genau zu wissen, was im Sinne Jesu ist.
Und die Jünger sind in Gefahr, sich selbst wichtiger zu nehmen
als die mit der Dämonenaustreibung verbundene Heilung.
Sie wollten verhindern, dass weitere Heilungen möglich sind,
nur weil sie nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden.
Und sie glauben, dass sich außerhalb ihres Kreises
niemand auf Jesus zu berufen hat, sie möchten Ihn exklusiv für sich.
Als hätte der Evangelist Markus
die ganze Kirchengeschichte vorausgesehen,
bis hin zu jenem – von Anfang an bis heute umstrittenen – Dogma
der Allgemeinen Kirchenversammlung zu Florenz im 15. Jahrhundert,
das in seiner Kurzfassung besagt:
„Außerhalb der Kirche kein Heil.“
Was unterscheidet diese Formulierung vom erwähnten Reden der Jünger?
So zu denken lag Jesus völlig fern.
Gerade Er brach mit religiösen Grenzziehungen,
wenn Er etwa im Gleichnis vom barmherzigen Samariter
einen Menschen heidnischer Herkunft, in der Synagoge öffentlich verflucht,
als Vorbild hinstellt.
Darum kommt auch ein ganz anderer Ton in dieses Gespräch.
Während die Jünger über einen anderen Menschen sprechen,
vielleicht sogar in der Hoffnung, Jesus möge ihn zurecht weisen,
spricht Jesus die Jünger direkt an
und fragt sie nach ihrem eigenen Verhalten.
Hände, Füße, Augen: die Frage nach konkreten Taten.
Was tust du, dass Menschen heiler und besser leben können?
Wie berührst du andere, dass ihr Leben aufblüht?
Wie gehst du mit anderen, wie gehst du mit anderen um,
dass sie sich wohl und geschätzt fühlen?
Wie blickst du auf andere Menschen, damit sie sich angesehen fühlen,
und Ansehen bekommen?
Jesus lässt es nicht zu, dass andere Menschen bei Ihm angeklagt werden;
Er kennt immer nur das direkte Gegenüber.
Stark erkennbar wird es, als Menschen eine Ehebrecherin zu Jesus zerren,
auf dass Er sie verurteile und zur Steinigung freigebe.
Statt vor versammelter Mannschaft ein Urteil zu fällen
spricht Er die Beschuldigenden an und redet ihnen ins Gewissen:
Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Dieses Evangelium sagt uns:
In wessen Namen Gutes geschieht ist weniger wichtig,
als dass überhaupt Gutes geschieht.
Es ist nicht unsere Aufgabe,
das Handeln Gottes durch Religion oder Konfession einzugrenzen.
Die Zugehörigkeit zu Christus zeigt sich durch das Handeln in Seinem Sinn.
Glaube ist immer die Anfrage,
was die eigenen Hände, Füße und Augen wahrnehmen und tun,
damit das Gute und Lebensfördernde wächst.