Taufe des Herrn 2025
Es gibt Dinge, die verfolgen uns:
Gesprochene Worte, Handlungen, Erinnerungen.
Mitunter gehen wir sie wieder und wieder durch,
zumindest, wenn sie uns belasten,
wenn wir sie am liebsten ungeschehen machen wollen.
Zeit lässt sich nicht zurückdrehen,
was geschehen ist, ist geschehen.
Vergangenheit können wir nicht verändern.
Möglicherweise waren es solche und andere Gedanken,
mit denen Menschen zum Täufer Johannes gingen:
Schatten der Vergangenheit loswerden wollen,
von Lasten befreit werden, aufatmen.
Kann das ein einmaliges Ritual leisten?
Oder sind wir nicht vielmehr die, die wir sind und geworden sind,
und unsere Taten offenbaren unser Inneres, wir drücken uns in ihnen aus?
Von dem 1991 verstorbenen Schweizer Schriftsteller Max Frisch
stammt eine – wie ich finde – entlarvende Frage:
„Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht,
wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?“
Ich verstehe die Frage so, dass bestimmte Umstände, Entwicklungen,
Erlebnisse, Verhaltensweisen anderer in uns Dinge wecken können,
die wir ohne diese Umstände weit von uns weisen würden.
Oftmals erscheint es dann einfach als Glück,
wenn es zu manch schlimmen Handlungen nicht kommt.
Vielleicht sind wir gar nicht so frei,
wie wir meinen oder wie uns eingeredet wird.
Not kennt andere Gesetze.
Darum scheint es Jesus nicht zu reichen, wie Johannes die Taufe versteht.
Johannes selbst ahnt es, wenn er sagt, er taufe nur mit Wasser.
Umkehr allein setzt voraus, dass der gute Wille genüge.
Im Brief an die Römer schreibt Paulus:
„Das Wollen ist bei mir vorhanden,
aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen.
Denn ich tue nicht das Gute, das ich will,
sondern das Böse, das ich nicht will.“
In der Taufe Jesu begegnet uns ein anderes Verständnis von Taufe.
Es bedeutet vor allem Zusage: Du bist mein geliebter Sohn.
Du bist mein geliebtes Kind.
Ich bekomme gesagt, wo ich herkomme, wer unbedingt will, dass ich bin.
Ich bin kein Ausrutscher, kein Fehler, kein Zufall.
Die Vater- oder Mutterschaft Gottes kann und muss ich mir nicht verdienen.
Ich merke, wie diese Zusage herausfordernd mein Leben begleitet.
Nicht immer kann ich sie glauben, schon gar nicht leben.
Aber ich merke auch, wie diese Zusage Leben in ein anderes Licht rückt:
Mein Leben und das eines jedes anderen Menschen.
Sie öffnet den Himmel.
Sie ermöglicht Zukunft.
Sie lenkt den Blick weg von der Vergangenheit.
Sie hebt sie auf, sie steht nicht länger im Weg.
Sie bietet mir an, mich von der Zukunft prägen zu lassen,
damit die Vergangenheit nicht länger eine Fessel ist.
Gott lockt mit himmlischen Aussichten.
Sie sollen mehr Macht haben als alles Vergangene.
Und ihnen, den himmlischen Aussichten, Macht und Einfluss geben
ist das Leben von Gotteskindschaft.