Jahreswechsel 2018
Da sind wir noch einmal – in diesem scheidenden Jahr,
Vergänglichkeit spürend, dem nachschauend, was war:
Ereignisse, Sonnentage, Sorgen, Menschen, die gestorben sind.
Da sind wir – und werden uns der Zeitlichkeit, die uns ausmacht, bewusst.
Von dem 2015 verstorbenen Priester und Poeten Hans Günter Saul
stammt ein wunderbares Wort:
„Mich ängstigt nicht die Nacht, der Wind und das Geräusch der Stadt,
solange nur die Tür hinaus zum Flur und auf den Gang zu dir
noch eine Handbreit offen steht und angelehnt ist an dein Licht.“
In Jesus feiern wir die offene Tür Gottes.
In Ihm schauen wir ins Licht.
In Ihm finden wir einen Weg in der Zeit.
Als Kind hatte ich nachts immer furchtbare Angst.
Die Schlafzimmertür musste aufstehen: meine und die unserer Eltern,
etwas Licht musste hindurch scheinen.
Lange Zeit reichte selbst das nicht.
Bis heute hab ich es lieber, wenn Türen nur angelehnt sind,
wenn zumindest Zeitschaltuhren im Winter dafür sorgen,
nicht in ein dunkles Haus zu kommen.
Etwas Licht brennt.
Das ist unser Glaube, dass Licht brennt,
und dass sich dieses Licht durchsetzt.
Die Ewigkeit denken wir uns im ewigen Licht, das leuchten möge.
„Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst“
sagt der Evangelist Johannes in seinem Weihnachtsevangelium.
Schwer, manchmal gar nicht zu glauben,
wenn Ereignisse uns berühren oder gar treffen,
die wie dicke Wolken aufziehen, und das Licht verschwinden lassen.
Dann ängstigt nicht nur die Nacht,
dann scheinen die Türen verschlossen,
dann sieht es so aus, als sei nichts mehr hinter den Türen.
Das Ende der Welt sozusagen, das Ende des Lebens,
das Ende der Hoffnung.
Heut schließt du wieder auf die Tür zum schönen Paradies –
singen wir in einem Weihnachtslied,
anlehnend an eine uralte Menschheitserfahrung,
von der die Bibel auf den ersten Seiten schon berichtet, wenn es heißt:
den Menschen ist der Weg ins ewige Licht versperrt,
Engel mit Flammenschwertern stehen davor,
es gibt keinen Weg ins Licht.
Und Leben wird verortet ins Tal der Tränen, auf die Schattenseite.
Wir brauchen Türöffner wie Jesus.
Wir brauchen Menschen, die uns sagen: die Tür ist auf,
indem sie das Licht durchscheinen lassen.
Wie sonst sollten wir ins neue Jahr gehen,
wenn nicht mit der Hoffnung: es wird heller auf dem Weg, nicht dunkler,
wir gehen einer offenen Tür entgegen, nicht einer verschlossenen,
es wird weiter um uns auf dem Weg, nicht enger,
die Uhr läuft zwar ab, aber wenn sie stehen bleibt, sind wir zeitlos.
An der Krippe haben alle Platz – haben wir Weihnachten gehört,
durchbuchstabiert und lesen es immer noch.
Die Tür Gottes steht in Jesus sperrangelweit offen,
und wenn wir es nicht sehen, liegt es vielleicht auch daran,
weil Menschen und Ereignisse sich in den Vordergrund stellen
und den Weg verdunkeln.
Bei manchen Kirchenaustritten, die uns per Post ins Haus kommen,
frage ich mich das: was haben Menschen erlebt oder eben nicht erlebt,
dass sie die Kirche nicht mehr als Licht bringend erleben,
nicht mehr als glaubwürdige Verkünderin des Lichtes?
Und ich ertappe mich selbst dabei,
wie manche Erfahrungen, manches bischöfliche Verhalten,
vielleicht auch mein eigenes das Licht hinter der Tür nicht ankommen lässt.
Wir müssen es, wir dürfen es uns immer wieder sagen,
auch heute, auch jetzt,
um mit Vertrauen ins neue Jahr gehen zu können:
Mich ängstigt nicht die Nacht, der Wind und das Geräusch der Stadt,
solange nur die Tür hinaus zum Flur und auf den Gang zu dir
noch eine Handbreit offen steht und angelehnt ist an dein Licht.