Karfreitag 2022
Um Tod geht es an diesem Tag. Um Gewalt.
Um Grausamkeit, die am Werk ist.
Die Umstände sind so einschneidend,
dass wir noch zweitausend Jahre danach
nicht damit fertig sind, aufzuarbeiten, was damals geschehen ist.
Mit dem Sterben Jesu sind wir nicht fertig, mit dem Tod selbst nicht.

Wir schauen nicht weg. Wir schauen hin.
Das Kreuz steht für den Tod Jesu, für das geopferte Leben vieler Menschen,
für Gewalt, für den Tod überhaupt.
Im Zeichen des Kreuzes nehmen wir nicht hin,
dass Tod und Sterben aus dem Leben verdrängt werden.
Wir begegnen stattdessen dem Tod.
Wir lieben ihn nicht – aber wir nehmen ihn an.
„Bruder Tod“ betet der hl. Franziskus, von diesem Bruder gezeichnet:
„Gelobt seist du, mein Herr, durch unseren Bruder, den leiblichen Tod“.
Für uns ist im Leiden Jesu das Leid der Welt,
in Seinem Tod der Tod an sich.
Der Blick auf das Kreuz ist darum immer unerträglich,
denn wir werden nicht nur an ein kreatürliches Ende erinnert,
sondern auch an Gewalt und Zerstörung, an Brutalität und Kälte.

Unter dem Kreuz sind nicht nur Maria und Johannes –
das will eher die Legende;
die Historie sieht die Kriegsknechte darunter,
jene, die um das Gewand Jesu würfeln,
um es möglichst gewinnbringend weiter zu vertreiben.
Das Leiden Jesu, Sein Tod befriedet nicht automatisch,
es saugt die Brutalität von Menschen nicht auf.

Wir schauen nicht weg. Wir schauen hin.
Gleich, wenn das Kreuzzeichen aufgerichtet ist, verehren wir es.
Wir sind dankbar dafür, dass es das gibt,
wenn Gewalt nicht mit Gegengewalt beantwortet wird,
Schlagen nicht mit Zurückschlagen, Töten nicht mit Töten.

Irgendwann muss er doch ganz durchbrochen werden,
dieser Teufelskreis des Bösen,
irgendwann muss es doch endgültig besiegt sein: das Kreuz und der Tod,
die Gewalt und so manche Lust daran.
Feiern wollen wir es recht bald schon wieder,
erleben auch!

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