B 14 2024 Mk 6, 1b-6
Zuhören, Staunen, Fragen, sich wundern.
Es fängt doch so verheißungsvoll an:
Das Zuhause von Jesus, ein Heimspiel, viele Leute.
Sie hören sich an, was er zu sagen hat.
Sie nehmen die ihm gegebene Weisheit wahr, Wunder.
Man könnte meinen, sie sind stolz auf ihn,
denn es ist einer aus ihren Reihen.

Das Gegenteil ist der Fall.
Nach dem Wundern der Leute kommt das Einordnen
das Anstoß nehmen, Ablehnen.
Sie kennen seine Familie. Sie lehnen ihn ab.
Ist seine Familie so schrecklich?
Haben sie erfahren, dass Josef nicht der Vater ist?
Oder meinen sie: Schuster, bleib bei deinem Leisten.
Mach Schreinerarbeiten und schnitz nicht an der ganzen Welt herum.
Vielleicht wollten sie aber auch seine Rede für sich erträglich machen,
indem sie sagen: der soll mal seine Herkunft im Blick haben,
und hier jetzt nicht die großen Worte machen.
So oder so: Sie wollen ihn klein halten.
Keine Rückendeckung – auch in der eigenen Familie nicht.

Wir wissen nicht, was Jesus in der Synagoge an diesem Sabbat gelehrt hat;
Jedenfalls muss es anders gewesen sein als das,
was die Versammelten sonst gehört haben;
und es muss die Zuhörerenden erreicht haben,
sonst nähmen sie diese ablehnende Haltung nicht ein.

Jemanden zu kennen glauben,
ihn durch seine Herkunft, durch seine Familie einordnen wollen
nimmt dem so Eingeordneten Kraft.
Er wird beschränkt, gestutzt, kann sich nicht entwickeln,
kann Nichts machen.
Jesus „konnte dort kein Wunder tun“ heißt es.
Er ist harmlos gemacht.

Ein „harmloser“ Jesus – denn sein Umfeld ist bekannt.
Wer ist heute das „Umfeld“ Jesu?
Die Kirche sieht sich so – und wir Christen reden mit Jesus
und fühlen uns ihm zugehörig.
Kann es denn sein, dass Jesus auch bei uns, durch uns an Kraft verliert?
Indem wir seine Radikalität sonntagsruhentauglich machen,
und seine Worte unter Umständen sogar für das instrumentalisieren,
was wir selber wollen?
Diesen großen Unruhegeist, den Unbequemen, den Heimatlosen
reichen wir uns in bekömmlichen Häppchen, hostienscheibengroß;
seine Wortgewalt wird solange kommentiert und be-predigt,
bis sie weder Wort noch Gewalt ist, sondern belanglos ermüdend.
Wir pressen seine Botschaft in unsere Lieder und Melodien,
machen Reimverse draus, führen Oratorien auf. Unterhaltung.
Wir hören die Worte, jeden Sonntag, aber was bewirken sie wirklich?
Wo geschieht, wenn schon kein Wunder, dann doch das Wunder-bare?

Jesus im Bekannten und Vertrauten einordnen wollen
und so seiner Kraft berauben: Eine bleibende Gefahr.
Am Ende interpretieren wir seine Worte so lang,
bis sie unsere gängige Praxis rechtfertigen.
Dann brauchen wir noch nicht mal Anstoß nehmen…

Jesus in seiner Heimatstadt.
Eine schwierige Geschichte.
Jesus in seiner Kirche, unter seinen Christen:
nicht minder schwierig – zumindest so lange,
wie Menschen meinen, ihn genau zu kennen,
wie sie ihn einordnen und wirkungslos machen wollen
Es muss ihn bleibend den Hauch des Fremden umwehen,
unsere Lieder, unsere Worte, unsere Gottesdienste, unsere Kirchen
dürfen nicht zu vertraut werden, zu heimelig,
damit seine Kraft wirken kann.

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