3. Ostersonntag C 2022 Joh 21, 1-14
Ein kurzes Wort: Nein.
Ein Eingeständnis. Wir haben nichts,
nichts zu essen, nichts für den Alltag, nichts, was wir mitbringen.
Das Fischen, die Arbeit war umsonst.

Die Jünger waren einen Schritt zurück gegangen in ihr altes Fischerleben.
Von irgendwas muss man ja leben, irgendwas muss ja Sinn geben
ohne Jesus, um den sich die letzten Jahre alles gedreht hat.
Sie knüpfen an an die Zeit davor.
Da ging es ja auch – irgendwie.
Aber sie merken, dass das nicht geht: Die alten Wege führen ins Nichts,
die Netze bleiben leer. Es gibt keinen Weg zurück.
Das, was früher trug und Sinn gab, was die Netze füllte
und sich wie Erfolg anfühlte, macht nicht nur nicht mehr satt,
es ist überhaupt nicht mehr da.
Ähnliche Erfahrungen machen wir in der Kirche,
im persönlichen Glaubensleben:
Was einmal gangbar schien, Orientierung verhieß, möglich war,
lässt enttäuscht und leer zurück.
Viele kirchliche Verbände haben „ihre Zeit“ gehabt,
und wenn wir ehrlich sind: wieviele Lieder und Gebete,
die wir heute noch im Gottesdienst singen und sprechen,
hatten längst „ihre Zeit“.
Nicht wenig spricht dafür, dass die Art und Weise,
wie wir Gottesdienst selbst feiern, ebenso „ihre Zeit“ gehabt hat.
Und dann gibt es noch Glaubenssätze, deren ständiges Wiederholen
nicht minder leer zurück lässt
oder die für den Alltag nahezu keine Bedeutung haben,
weil sie Entwicklungen, die Menschen gemacht haben, nicht kennen.
Mag alles noch so vertraut gewesen sein, es ist vergangen.

Wir wissen und merken an den unterschiedlichsten Orten,
wie schwer es uns fällt, das einzugestehen,
das Nein der Jünger mitzusprechen, als ein Fremder sie fragt,
ob sie nicht Fische zu essen haben.
Bei den Jüngern ist in diesem Moment schon etwas geschehen:
Sie lassen sich von einem Fremden ansprechen,
wo das oder der Vertraute nicht mehr spricht.
„Sie wussten nicht, dass es Jesus war.“
Wir als Lesende sind im Vorteil:
Ein solcher Satz taucht gleich in mehreren Ostergeschichten auf,
nicht nur hier am Morgen am Ufer:
Auch als die Jünger auf dem Weg nach Emmaus sind,
wägen sie einen Fremden unter sich –
und Maria von Magdala hält Jesus für den Gärtner.
Aber alle genannten lassen sich auf den Fremden ein.

Übertragen auf uns: Sind wir offen für das Andere, das Fremde,
das uns in Frage stellende?
Sind wir darüber hinaus bereit, der Stimme eines Fremden zu folgen,
uns von ihm etwas sagen zu lassen?
Gibt es in unserer Kirche
am Ende zu wenig fremde und befremdliche Stimmen,
weil wir es immer noch mit dem zwar vertrauten
aber eigentlich nicht mehr sprechenden versuchen?
Der „Sprung des Petrus“ ins Wasser,
von dem nach dem Fischfang erzählt wird,
geschieht viel wesentlicher schon hier
zusammen mit all den anderen Jüngern:
Sie tun, was der Fremde ihnen sagt.
Sie werfen noch einmal ihre Netze aus, auf der rechten Seite des Bootes,
die sich erst im Tun als die rechte und richtige, Netze füllende Seite erweist.

Vielleicht ist es hinderlich,
dass wir beim Lesen und Hören immer gleich wissen, dass es Jesus ist,
der die Jünger beauftragt.
Denn die Jünger selbst wussten es nicht
so wie wir oftmals nicht wissen, nicht wissen können,
wo Gott seine Hände im Spiel hat, wo wir etwas in seinem Sinne tun,
was uns erst im nach hinein klar wird.
Glaube ist immer ein Sprung ins Wasser, ein Versuchen,
ein Gehen ohne Garantie.
Die Netze der Jünger füllen sich,
als sie sich der gegenwärtigen Stimme stellen, dem nicht vertrauten,
und ihr nachgehen.

Nur so beginnt nicht nur der Morgen zu dämmern,
so dämmert es auch bei den Jüngern, die die Erfahrung machen:
Es hat sich gelohnt, Nein zu sagen, Erfolglosigkeit zuzugeben
und dem Wort des Fremden zu folgen.

 

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