Fronleichnam 2021
Unser Aussehen ist uns wichtig.
Wir kleiden uns nicht irgendwie, nicht beliebig.
Wir legen uns eine Frisur zu, wählen bestimmte Dinge aus,
von denen wir meinen, das passt zu uns.
Menschen legen sich Schmuck an, manche zeigen gern ihre Tattoos,
die sie schön finden.
Es ist wichtig für uns, sich in der eigenen Haut wohl zu fühlen.
Nicht jede, nicht jeder mag das eigene Aussehen.
Es gibt die Schönheitsoperationen oder die Therapien, die helfen,
sich so anzunehmen, wie man ist.
Manche fühlen sich so sehr im eigenen Körper falsch,
dass nur eine Geschlechtsumwandlung Hilfe bringt.

Unser Körper macht uns sichtbar, lesbar.
Wir kommunizieren durch ihn, wir werden durch ihn verstanden.
An Haltungen lesen wir Gedanken und Gefühle ab.
Nur was Gestalt und Form annimmt, nehmen wir wahr.
Kein Wunder, dass die Mitte unseres Glaubens darum kreist,
dass das Wort Fleisch wird.
Für uns wird in Jesus, in diesem Menschen aus Fleisch und Blut,
Gott wahrnehmbar.

Fronleichnam ist das Hochfest des Leibes und Blutes Christi.
Wir feiern den wahrnehmbaren Gott, der mit den Menschen kommuniziert;
wir feiern den Gott, der sich zur Materie, zur Mater, zur Mutter bekennt.
Er scheint das Wahrnehmbare zu lieben;
schließlich begann alles damit, Wahrnehmbares zu schaffen.
Wir leben nicht vom rein Geistigen,
wir leben nicht vom Brot allein, aber auch nicht vom Wort allein.
Wir glauben sogar, dass im Konkreten, im Sichtbaren
beides zusammengekommen ist:
das zugrundeliegende Wort, der nicht sichtbare Gedanke
findet Ausdruck in der Materie, im Gestalt gewordenem.

Fronleichnam ist das Loblied auf alles Sichtbare, Körperliche,
Gestalterische, Vernehmbare.
Alles, was uns umgibt, alles, was wir sehen, ist mehr als das, was wir sehen.
Denn es spricht mit uns, es hat Bedeutung für uns,
es drückt sich darin etwas aus.
Wir ahnen in allem, was ist, was sichtbar wird, in Erscheinung tritt,
die Idee, den Gedanken, die Absicht;
alles liegt sozusagen darin.
Selbst ein Gegenstand ist nicht nur ein Gegenstand.
Nicht umsonst sprechen Kinder mit Gegenständen, mit Kuscheltieren,
und manchmal sprechen wir Erwachsene auch mit den Dingen,
die Bedeutung für uns haben.

Wir scheuen uns noch nichtmal, davon zu sprechen,
dass auch Gegenstände so etwas wie eine Seele haben:
ein altes Haus, das etwas ausstrahlt, in dem wir spüren,
hier ist mehr als verbauter Stein und gegossenes Fundament;
Erinnerungsstücke von Menschen, die verstorben sind,
die wie ein Sakrament mehr sind als das, was man sehen kann.

Fronleichnam ist wie ein Brennglas:
es verdichtet die Gegenwart Gottes in der Welt in einem Stück Brot
in einem Schluck Wein.
Beide Mittel sind schon von sich aus mehr als bloße Nahrungsmittel.
Sie löschen nicht nur Hunger und Durst,
sie verbinden, stiften Gemeinschaft und machen das Leben schön.
Nichts hat nur eine einzige Bedeutung.
Alles ist mehrsprachig.
Und in allem, was ist, was Gestalt hat,
kannst du das Wort Gottes entdecken; es ist darin verborgen,
denn das Wort findet Ausdruck in dem, was du wahrnimmst.
Und wo das Wort ist, da ist auch Gott selbst.

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