A 5 2023 Mt 5, 13-16
Ihr seid das Salz der Erde.
Ihr seid das Licht der Welt.
Wirklich?
Säße mir Jesus gegenüber, würde ich Ihn fragen:
Was meinst du? Oder: Wen meinst du mit „Ihr“?
Die Jünger – und sich an sie anschließend dann die Kirche?
Wenn ja, würde ich weiter fragen:
War Kirche Licht der Welt, als sie über ihre Beichtstühle schrieb:
Bekenne oder brenne?
War Kirche Licht der Welt,
als sie ihre Päpste Popstar gleich bei Weltjugendtagen umjubeln ließ,
aber gleichzeitig den Schutz der Kinder vor sexuellen Übergriffen
seitens von Priestern nicht so ernst nahm, dafür aber die Täter schützte?
War Kirche Licht der Welt,
als sie leuchtete und glänzte mit vielen Menschen
und darum die Macht hatte, Religionsfreiheit etwa zu bekämpfen
und in die Schlafzimmer der Menschen hinein zu reden?
War Kirche zur Zeit der Kreuzzüge Licht der Welt?
War sie Licht der Welt, als die Massen in den Kirchen
„Ein Haus voll Glorie schauet“ grölten
und Zuhause ging es ziemlich finster zu
für Frauen ohne Rechte aber mit dafür um so mehr Pflichten?

Geht s nicht etwas kleiner als gleich Licht „der Welt“?
Hast du, Jesus, die Versuchung zur Macht übersehen,
die so ein Wort wecken kann und geweckt hat?
Hast du übersehen, wie schnell sich Kirche selbst sonnen wollte
und in kauf genommen hat, wie das Leben von Menschen dunkler wurde,
bei manchen sogar die Lichter ausgingen?
Ist es nicht gerade in unserer Zeit so, dass Menschen in der Institution,
die so viel vom Licht der Welt spricht, wenig Erhellendes finden?
Dass Institution und Menschen in ihr dein Licht abfangen,
in dem sie sich selbst hinein stellen und lange Schatten erzeugen,
so dass dein Licht gar nicht ankommen kann bei denen, die es bräuchten?
Und hast du sagen wollen, dass es überall da dunkel ist,
wo die, die du „Licht der Welt“ nennst, nicht auftauchen?
Übertraf es deine Vorstellung, was alles verbrannt wurde,
um Licht zu bekommen?

Oder hast du mit diesem Wort eher die „kleinen Lichter“ gemeint,
die ohne Reichweite, die nur schwach leuchtenden,
Menschen, die sich mühen, dass es in ihnen nicht erlischt?
Die kleinen Lichter,
die brennen in den Herzen der Wachenden an Krankenbetten;
die kleinen Lichter,
die brennen an Abendtischen, wo Menschen Masken fallen lassen,
wo sie sagen können, was sie wirklich denken, hoffen, glauben,
nicht glauben, verloren haben;
die kleinen Licher,
die brennen in all den Einrichtungen und an all den Orten,
wo Menschen Gehör finden, Gedanken sortieren können
und spüren: Hier darf ich sein wie ich bin?
Hast du die gemeint, die gar nicht für möglich halten,
dass sie anderen etwas zu sagen und zu geben haben,
dass sie das Leben anderer Menschen aufhellen könnten?

Ich gebe zu, mir ist die Stelle einleuchtender,
die der Evangelist Johannes als dein Wort überliefert,
wo du von dir selbst sagst: Ich bin das Licht der Welt.
Denn das haben Menschen erfahren und erfahren sie:
Dein pures Leuchten, ein Licht, das nicht für sich selbst da ist,
ein Licht, das sich nicht selbst bewahrt, sondern verströmt;
ein Licht, das einlädt und anzieht,
und all die anstrahlt und zum Leuchten bringt, die sich ihm nähern.

Vielleicht müssen wir gar nicht „die Welt“ im Blick haben,
aber all die, die uns begegnen,
all die, denen wir Licht sein können.
Wie sagte Martin Luther King:
„Wenn unsere Tage verdunkelt sind
und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte,
so wollen wir stets daran denken,
dass es in der Welt eine große, segnende Kraft gibt, die Gott heißt.
Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen.
Er kann das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln.“

So richtig Licht bist halt nur Du.

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