2. Fa-So. 2023 Mt 17,1-9
Manchmal brauche ich Abstand.
Nicht immer kann ich alle Themen, alle Nachrichten an mich heranlassen.
Jeden Tag „Tagesschau“ geht für mich nicht.
Ich brauche Auszeiten davon. Verschnaufpausen. Rückzugsorte.

Ob das mit dem Berg,
auf den Jesus Petrus, Jakobus und Johannes mitnahm, auch so war?
Dem Alltäglichen enthoben, für eine Zeit nicht erreichbar?
Damit der Kopf wieder frei wird, die Sicht klar?
Unruhig war es ja schon im Leben der Jünger, im Leben mit Jesus.
Pharisäer und Sadduzäer stellen ihn auf die Probe,
wollen ihn zum Schweigen bringen – lieber noch – loswerden.
Der Evangelist schreibt wenige Zeilen vor dieser Verklärungsgeschichte,
wie Jesus seinen eigenen Tod ankündigt und Petrus reagiert, protestiert
und sagt: Das darf nicht geschehen.
Damals auf dem Berg schien es zu gelingen, all dem zu entkommen,
so sehr sogar,
dass Petrus diesen Moment festhalten und dafür Hütten bauen will.

Ich habe so manche Auslegungen im Ohr,
in der es mit Blick auf diese Äußerung des Petrus immer hieß:
Man kann die schönen Augenblicke nicht festhalten;
auf dem Berg, in all den Höhepunkten menschlichen Lebens
ist keine Bleibe.
Als wenn wir das nicht wüssten oder auch schon oft genug erfahren hätten,
das Auf und Ab, das nicht festhalten und nicht bewahren können.
Andererseits verheißt uns der Glaube ewigen Halt, nicht endendes Glück,
himmlische Erfüllung.
Also kann ja so ganz falsch der Drang, der Wunsch,
das Gute bewahren zu wollen, nicht sein.

Halten wir Dunkelheit nicht besser aus, wenn wir um Licht wissen?
Halten wir Dürrezeiten nicht besser aus,
wenn es auch die gegenteilige Erfahrung gibt?
Ist es darum nicht ziemlich wichtig, dass wir in uns
den guten, den tragenden Erfahrungen Hütten bauen,
um sie zu be-hüten, um sie zu bewahren, um von ihnen zu zehren?
Lichtvolle Erinnerungen stärken.
Sie zu pflegen, sie gut zu beheimaten,
sie sich nicht nehmen oder zerreden und zerstören zu lassen hilft,
wenn es drunter und drüber geht, wenn uns Schweres an den Boden drückt.

Vielleicht ist mit dem Vorschlag des Petrus, Hütten bauen zu wollen,
etwas anderes gemeint.
Zuvor schon wollte er – wie eben erwähnt –
Jesus abhalten von seinem Weg, er soll nicht sterben,
er soll bei ihm, bei den Jüngern bleiben.
Sie möchten ihn nicht verlieren.
Dass Jesus seinen Auftrag und seine Sendung
über den Jüngerkreis hinaus versteht, weltweit versteht,
bedeutet eben auch, dass er Petrus und den Jüngern nicht allein gehört.
Wohl mir, dass ich Jesum habe – ist nicht der Anspruch Jesu.

Jesus ein Haus bauen,
ihn dann nur im eigenen Haus voll und ganz wirksam zu sehen:
Dieser Versuchung sind Menschen in der Nachfolge Jesu,
ist die Kirche immer wieder erlegen.
Sein Wirken einschränken zu wollen auf eine bestimmte Kirche hin,
auf bestimmte Vollzüge erscheint nahezu als „petrinisches Prinzip“:
Hier ist dir Jesus garantiert – und: Außerhalb der Kirche kein Heil.
Jesus ist nicht „der Besitz“, der Reichtum einiger weniger, die Glück hatten,
denen besondere Erfahrungen, Eingebungen, Anschauungen zuteil wurden.

Vom Berg hinunter geht es in die Fläche,
viele weitere Menschen werden Erfahrungen mit Jesus machen,
und sie verfehlen ihr Ziel, wenn sie dazu führen,
dass sich Menschen voneinander abgrenzen,
besonders erwählt fühlen oder herausgehoben.
So verstehe ich das Verbot Jesu, von der Bergerfahrung zu erzählen.
Sie soll nicht besondere Geschichten hervor rufen,
aber im Herzen ein Zuhause finden –
in den Herzen möglichst Vieler.
Nicht Menschen entscheiden, wie und wo Jesus wirkt,
einzig Er selbst.

Pin It on Pinterest

Share This