Gründonnerstag 2023
Einen Zugang zum heutigen Tag, einen Zugang zum Abendmahl,
zur Eucharistie verdanke ich Trauergesprächen zur Beerdigung.

Manchmal kommt es in diesen Gesprächen vor,
dass die Angehörigen nicht nur von Hobbys oder Ähnlichem erzählen,
sondern auch von Lieblingsgerichten des verstorbenen Menschen.
„Mutter machte gern Reibeplätzchen, zwar draußen im Garten,
weil es sonst im Haus so lange roch, aber richtig gute.“
So erzählte jemand noch vor kurzem.
Mitunter ist das ganz spannend,
was so die Traditionen in den Familien sind, von denen man dann erfährt:
Besondere Kuchen, die genannt werden, Hühnerfrikassee, Kartoffelsalat,
Eierlikör, Bratkartoffeln – in der Regel gar nichts Kompliziertes.
Aber selbst wenn die Rezepte bekannt sind,
ist meistens die einhellige Meinung:
Beim Nachkochen schmeckt es nicht so wie früher.
Es ist halt anders.
Dennoch weckt allein das Nennen der Speisen Erinnerungen,
sie liegen förmlich auf der Zunge, man schmeckt sie,
hat Bilder vor Augen vom Zubereiten, vom gemeinsamen Essen und mehr.
Die Speisen transportieren sozusagen diese Erinnerungen,
sie sind automatisch da.
Ähnlich kennen wir es von Gerüchen.
Bestimmte Düfte oder auch unangenehme Gerüche sind belegt,
sie bewirken etwas, lösen etwas aus.
Man sagt, Gerüche rufen die stärksten, direktesten Erinnerungen hervor. Steigt uns ein Geruch in die Nase, den wir von früher kennen,
fährt uns dabei das Gefühl in die Glieder, das wir damals mit ihm verbanden.

Mit dem Essen ist es nicht viel anders.
Bei uns Zuhause wurden zu Weihnachten
immer ziemlich viele Plätzchen gebacken.
Und in den letzten Jahren, als unsere Mama noch lebte,
tat sie oft in diesem Zusammenhang den Spruch:
Ihr sollt zu Weihnachten an mich denken, wenn ich mal nicht mehr da bin.
Das ist ihr gelungen, natürlich nicht nur zu Weihnachten,
eigentlich mit jedem selbst gebackenem Plätzchen.
Es schmeckt nach mehr, es ist nicht mehr nur ein Plätzchen:
Und sie ist da – irgendwie.

Ob Jesus sowas im Sinn hatte, als Er Brot und Wein nahm
und diese Gaben so ausdrücklich mit sich verband?
Ob Er darauf gebaut hat, dass Menschen, wenn sie Brot brechen,
wenn sie Brot essen, mehr als Brot wahrnehmen?
Für die ersten Jüngerinnen und Jünger war das so.
Brot und Wein schenkten Seine Gegenwart:
Eine Präsenz, die nicht zu sehen ist, aber doch wahrnehmbar,
eine Präsenz, die gar nicht der Erklärung bedarf,
sondern sich – wie soll man sagen – von selbst einstellt –
und vielleicht auch über die klassischen Eucharistiefeiern,
über das sonntägliche Brotbrechen hinaus.
Auf einmal beginnt jedes Brot zu erzählen –
und Glaube und Gemeinschaft mit Jesus wird alltäglich.

Lebt das nicht auf in jeder Eucharistiefeier?
Dass uns mehr auf der Zunge liegt als Brot,
Und dass wir das dann besonders schmecken und wahrnehmen,
und es uns einverleibt wird?

Damit die Erinnerungen in den Trauerfamilien nicht verblassen,
und eine besondere Form von Gegenwart ohne große Worte da ist,
vielleicht sogar gefeiert wird,
braucht es ab und an die Reibeplätzchen, die Bratkartoffeln,
den selbst gemachten Eierlikör oder die selbst gebackenen Plätzchen.

Im Leben mit Jesus ist es das Brot und der Wein – und Sein Wort dazu:
Ihr sollt an mich denken, ihr werdet an mich denken,
wenn ihr Brot brecht.
Welch ein Segen ist dieses Brot.

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