Verklärung des Herrn 2023 Mt 17,1-9
Und Petrus antwortete…
Ist ihnen das auch im Evangelium aufgefallen?
Petrus antwortete.
Dabei ist gar keine Frage gestellt.
Manchmal gibt es das ja, Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat…

Beziehen kann sich dieses Antworten darum nur auf das,
was unmittelbar zuvor geschrieben ist:
Mose und Elija reden mit Jesus.
Der Evangelist schreibt nicht, worüber diese drei gesprochen haben,
aber es muss Petrus zum Antworten bewegt haben.

Was erzählt das Leben von Mose und Elija?

Mose steht für die Stimme, die mit ungeheurer Kraft die Freiheit verkündet. Mit ihm verbinden sich Aufstand und Aufbruch aus der Sklaverei in Ägypten.
Mose ist der Mann, der ein ganzes Volk lehrt, einen Weg zu gehen,
der unbegehbar erscheint, mitten durch das Wasser des Roten Meeres, gestützt allein durch das Vertrauen auf den vorausgehenden Gott.

Elija ist die Stimme des eifrigen Propheten,
der sich gegen die Sklaverei durch falschen Gottesdienst erhebt.
Elija spricht zum Volk, das zwar im Land der Verheißung lebt,
aber das sich mit Mitteln des Geldes Götter geschaffen hat,
die sie nun gefangen nehmen.

Bestand der Kampf des Mose gegen versklavende Mächte von außen,
so bestand der Kampf des Elija gegen versklavende Mächte von innen.
Beide Stimmen haben sich Jesus tief eingeprägt:
Jesus knüpft an Mose an,
indem er uns Freiheit von den Mächten dieser Welt lehrt
und Vertrauen gerade dann, wenn kein Weg erkennbar ist.
Und er knüpft an Elija an,
indem er den Glauben von Handel und Geld reinigt,
und den Gott verkündet, der ganz anders ist,
als Menschen ihn sich vorstellen.

Das sind große Erzählungen, Geschichten für alle, die besagen:
Der ist Gott, der sein Volk in die Freiheit führt
und die Pharaonen unserer Tage entmachtet, die Menschen ausnutzen –
und der ist Gott, dessen Stimme nicht in Sturm, Erdbeben und Feuer,
nicht in der Sprache der Vernichtung spricht,
sondern im sanften, leisen Säuseln,
der also zum genauen Hinhören bewegt.
Und nun die Antwort des Petrus: Ich baue drei Hütten, für jeden eine.
Das muss bewahrt werden – hier auf dem Berg.
Die reine Lehre, der leuchtende Jesus –
nichts für die Niederungen des Alltags, nur für besonders Erwählte.
Unmittelbar zuvor, vor sechs Tagen – wie eigens vermerkt,
hatte Petrus Jesus schon zurechtgewiesen,
als dieser von seinem Leiden sprach und Petrus Gott ins Spiel brachte,
er möge das Leiden und den brutalen Tod Jesu verhüten.
Nicht nur die Vorstellung Jesu und des Petrus von Gott liegen auseinander,
auch scheint es immer wieder so, dass Petrus Jesus für sich haben will.
Eine traute Gemeinschaft, die von anderen nur gestört würde…

Eine Kirche, die Jesus nur für sich bewahren will, ist nicht die Kirche Jesu.
Eine Kirche, die sich darin verbirgt zu sagen: wir haben Jesus,
Menschen,
die ihren Glauben nicht als große Erzählung für alle leben und verstehen,
sind in Versuchung, sich selbst Hütten zu bauen,
in der Annahme, sie täten Jesus, sie täten ihrem Glauben etwas Gutes:
Hauptsache, ich habe meinen Glauben, meine frommen Gefühle,
meine religiösen Erfahrungen, meine Vorteile.
(Hauptsache ich als Mann kann oder könnte die Priesterweihe empfangen,
Hauptsache ich als heterosexueller Mensch kann oder könnte
kirchlich heiraten…)

Augustinus habe einmal eine Predigt zu diesem Evangelium
mit einem Aufruf an Petrus beendet:
„Steig herab, Petrus! … Steig ab, um auf der Erde zu arbeiten,
auf der Erde zu dienen, verachtet zu werden …
Das Leben steigt ab, um getötet zu werden;
das Brot steigt ab, um auszugehen;
der Weg steigt ab, um unterwegs müde zu werden;
die Quelle steigt ab, um dürr zu werden.“

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