C 32 2022 Lk 20,27-38
Ewiges Leben.
Die Sadduzäer glaubten nicht daran.
Wie sie meinten, dass Auferstehung und ewiges Leben –
sollte es dies dennoch geben – nur aussehen kann,
verraten sie mit der Frage, die sie Jesus stellen.
Sie denken es sich als eine Verlängerung des ihnen bekannten Lebens,
ein Fortleben nach den Gesetzen der Zeit.
Nicht umsonst nehmen sie das Beispiel des Heiratens:
Es geht vor allem um die Weitergabe des Lebens.
Nachkommenschaft, Erbe, Versorgung
sind wesentliche Faktoren für das „Heiraten und Geheiratet-Werden“.
Geheiratet wird in dieser Sichtweise weniger aus Liebe,
sondern zur Sicherung der Nachkommenschaft, damit das Leben weitergeht.

Die Auferstehung, von der Jesus spricht, ist kein Weitergehen des Lebens.
Denn etwas unser irdisches Leben maßgeblich Prägendes, der Tod,
wird nicht mehr sein.
Im ewigen Leben muss das Leben nicht weitergegeben werden,
denn es ist in seiner ganzen Fülle da.

Ansonsten bleibt Jesus in Seiner Antwort zunächst nüchtern.
Er malt den Himmel nicht aus,
verweist lediglich auf Mose am brennenden Dornbusch,
weil Mose Gott, der ihm erscheint,
den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs nennt.
Jesus meint mit diesem Hinweis:
Das ist mehr als nur eine Erinnerung an die einstigen Gläubigen.
Wenn Gott sich als Gott der Väter offenbart, kann das nur heißen,
dass Abraham, Isaak und Jakob für Ihn noch leben.

Die Sadduzäer sehen in Gott vor allem den Garanten des Bestehenden.
Das, was ist, soll bleiben.
Der Mann hat die Frau.
Darum auch diese – irgendwie übertriebene – Geschichte der sieben Brüder,
die einzig auf der Welt zu sein scheinen,
um einer einzigen Frau Nachkommen zu verschaffen.
Eine Verzweckung des Lebens.
Alles steht unter dem Diktat der Produktivität,
was das Leben an Möglichkeiten bietet, gilt es zu nutzen.

Jesus sieht in Gott weniger den Garanten des Bestehenden
als vielmehr denjenigen, der in eine unbekannte Zukunft führt,
so wie es eben bei Abraham, Isaak und Jakob und bei Mose war.
Er ist der, der ins Weite führt, in eine unbekannte, nie da gewesene Zukunft, Er ist der, der die Fesseln des Todes sprengt.

Wenn wir gefragt werden oder selber fragen:
Glaubst du an ein Weiterleben nach dem Tod?
dann beinhaltet diese Frage nicht das, was mit Auferstehung gemeint ist.

Auferstehung meint die untrennbare Verbindung mit Gott,
das in Ihm Zuhause sein.
Darum dieser Vergleich mit den Engeln:
Nicht weil sie ungeschlechtliche oder körperlose Wesen wären,
sondern weil sie ganz und gar Gedanken, Botinnen und Boten Gottes sind.
Sie leben ganz für oder in Gott.

Was lernen wir:
Wir können noch so viel von Auferstehung und ewiges Leben reden,
es bleibt dennoch im Verborgenen und unbekannt.
Das Land der Zukunft kennen wir nicht.
Das, was wir mit diesem Evangelium im Ohr sagen können, ist:
Gott bindet sich an die Menschen,
die Zeit ihres Lebens auf Ihn gebaut haben.
Darum dürfen wir unendlich viele Namen ergänzen:
Gott ist nicht nur der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs,
Er ist nicht weniger der Gott von Oma Anna, Tante Lisabeth, Onkel Willi,
von Frederike und Erika.
Offensichtlich drückt Gott sich nicht anders aus als dadurch,
dass all unsere Namen in Seinem Namen sind.

Und dann versagt unsere Sprache.
Wenn wir sagen, sie sind BEI Gott klingt es wie ein bevölkerter Himmel,
wie ein Nebeneinander sein,
was wir uns nur körperlich denken können.
Sagen wir, sie sind IN Gott, trifft es vielleicht eher
diese unbekannte Wirklichkeit,
die wir uns nicht ausmalen und denken können,
so wie Mose das Land der Freiheit nicht für möglich hielt,
aber dennoch losgezogen ist.

Mehr als Zusagen haben wir nicht, weniger aber auch nicht.

 

Pin It on Pinterest

Share This