5. O-So A 2023 Joh 14, 1-12
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.

Wir leben in Wohnungen, manchmal sogar in Häusern.
Da gibt es Keller und Dachboden,
Küche und Klo, Schlafzimmer und Wohnzimmer.
Manche haben auch noch ein Arbeitszimmer.
Wir brauchen Raum.
Ganz beengt wohnen sind wir nicht gewohnt und kann herausfordernd sein.
Wir brauchen ein eigenes Reich, um uns zurückziehen zu können,
aber auch, um uns zu entfalten, einen Ort zum Wohlfühlen.

Wenn ich das Wort Jesu
„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“ höre,
denke ich zunächst daran,
dass wir alle bei Gott einen festen Platz haben,
dass es für jede und jeden einen eigenen Platz gibt.
So unterschiedlich wie wir Menschen sind,
so unterschiedlich sind die Zugänge Gottes zu uns Menschen,
so verschieden sind die Plätze, die Wohnungen, die er uns einräumt.

Viele Wohnungen: das ist keine Zahl zum Abzählen, sondern viele bedeutet
ALLE. Alle haben bei Gott Platz.
Und jeder Mensch ist von Ihm persönlich angesprochen, gerufen, gemeint.

Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
Dennoch ist der Himmel kein riesiges Hochhaus, keine Wohnanlage,
wie wir das aus unseren Städten kennen.
Wenn wir uns fragen, wer alles in unserem Herzen Platz hat,
dann fallen uns viele, viele Menschen ein:
Lebende und schon Verstorbene –
und sicherlich lernen wir weiterhin Menschen kennen,
denen wir einen Platz im Herzen einräumen werden.

So stelle ich mir das Wort Jesu vor
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
Unendlich viel Platz im Herzen Gottes,
ein bleibendes Zuhause.
Bleibend?
Ja, bleibend.
Denn nur was im Herzen wohnt, bleibt,
nur was und wer in Gott ein Zuhause hat, bleibt.
Unser Leben ist zu unstet, unser Glück zu brüchig, um darin Halt zu finden.
Immer kommt Neues auf uns zu,
das eine wächst über das andere hinaus –
und wir selbst werden mit verwandelt.
Kaum ist ein Ziel erreicht, liegt es schon wieder hinter uns,
und das Nächste fordert uns an.
Unsere Erd-Erfahrungen sind nicht von Dauer.
Nicht umsonst fällt im Evangelium in diesem Zusammenhang
das Wort vom Weg:
alle Wanderschaft und aller Wandel klingen darin an;
denn ein Weg steht nicht für Stillstand, nicht für Einrichten,
nicht für Halten.

Sich auf Jesus als den Weg einlassen fordert von uns Beweglichkeit,
und heißt eigene Begrenzung und Wandel anzunehmen.

Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
Das ist nicht nur ein Wort fürs Jenseits, für die Vollendung;
vielleicht ist es vor allem ein Wort fürs Diesseits, für unser Leben jetzt:
In allem, was sich verändert, ist unsere Bleibe in Gott unstrittig;
Wir können nichts halten, aber wir sind gehalten.

 

 

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