Taufe des Herrn 2023 Mt 3,13-17
Wie liebevoll war ich eigentlich an diesem „Fest der Liebe“, an Weihnachten,
zu meinen Mitmenschen und zu mir selbst?
Diese Frage las ich nach Weihnachten –
und ich finde, sie kann nachdenklich machen.
Nicht, weil die Liebe nur an Weihnachten groß und stark sein soll,
sondern weil sie der rote Faden unseres Glaubens und unseres Lebens ist.
Die protestantische Theologin (Kinga Zeller), die die genannte Frage aufwirft,
führt aus, wie oft allerdings die Liebe zum Nächsten groß-
und die Liebe zu sich selbst klein geschrieben wurde:
Egoismus, um sich selbst kreisen, nicht offen sein für Gott und die Welt
oder sogar Narzissmus – überall Warnschilder und Alarmglocken,
wenn es um die Liebe zu sich selbst geht.

Wenn uns jemand bittet, fünf Eigenschaften zu benennen,
die wir an uns mögen oder gar lieben – und fünf Eigenschaften,
die wir nicht gut an uns finden: Welche Liste ist wohl schneller,
vielleicht sogar überzeugter voll?
Im Christentum ist uns besonders die Liebe zum Nächsten
aufgetragen worden, wie es im ersten Johannesbrief steht:
„Wenn uns Gott so sehr geliebt hat, dann müssen auch wir einander lieben.“
Ich weiß nicht, ob die Selbstliebe dabei
übersprungen oder vorausgesetzt wird.
Selbstverständlich ist sie nicht.
Ich jedenfalls mache einen Unterschied, ob ich beispielsweise den Tisch
für mich allein oder für mehrere Menschen decke.
„Ach, das lohnt nicht“ – „Für mich allein so einen Aufwand?“
Menschen fällt es mitunter ja schon schwer,
sich selbst anzunehmen wie sie sind – und dann noch lieben?
Wo und wann tue ich etwas für mich
und was davon tut mir wirklich gut?
Und was von diesem Tun
ist Ausdruck eines liebevollen Umgangs mit mir selbst?

Wir hören heute,
wie bei der Taufe Jesu eine Stimme aus dem Himmel spricht:
Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
Es macht in unserem Leben einen Unterschied,
ob Liebe im Hintergrund ist oder nicht.
Es macht in unserem Leben einen Unterschied,
ob uns jemand durch seine Liebe versichert: Du bist unendlich wertvoll.
In Jesus findet die liebevolle Zusage Gottes vollkommene Resonanz;
sie bestärkt Ihn und macht Ihn unabhängig und frei.
Und vermutlich gibt sie Ihm im wahrsten Sinne des Wortes
auch Selbstbewusstsein, ein Wissen um sich, um die eigene Kraft,
um die eigenen Grenzen, um das eigene Leben.

Ist das nicht der größte Erweis von Ehre, den Menschen Gott geben können,
wenn sie um sich selbst wissen, sich selbst lieben?
Mit Sicherheit finden wir alle Gründe, die es uns schwer machen,
sich selbst zu lieben;
uns fehlt die Geduld mit uns selbst, unsere Wahrnehmung ist beeinflusst,
mit uns ist nicht immer liebevoll umgegangen worden,
wir vergleichen uns mit anderen und lassen uns ein Wertesystem einreden.

Jesus findet Seinen Grund in Gott – so dieses Evangelium von Seiner Taufe,
und dieser Grund wiegt so schwer,
dass nichts dagegen ankommen konnte.
Gottes Liebe begründet Sein Leben – und unser aller Leben.
Glauben heißt,
in der Liebe Gottes sich selbst gegründet und begründet zu sehen,
aus dem Geist Gottes zu leben.
„Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“
Sagt darum Johannes, der mit Wasser tauft, von Jesus.

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