6. Ostersonntag 2021
Petrus richtet den Hauptmann Kornelius auf,
als dieser sich vor ihm ehrfürchtig niederwirft, in dem er ihm sagt:
Steh auf. Auch ich bin nur ein Mensch.

Beim Lesen dieser Zeilen kommen mir Bilder von Papstbesuchen vor Augen,
von nieder knienden Menschen,
von Gebärden, die Menschen eingenommen haben und einnehmen
gegenüber Königen, Regierungen, Priestern, eigenen Eltern…
Wie stark lässt die Bibel an dieser Stelle Petrus sein,
wenn er es als erster Papst nicht duldet,
dass sich jemand vor ihm niederwirft
und er ihm entgegenhält: auch ich bin nur ein Mensch.

Viel Unheil hätte unsere Erde nicht gesehen,
wäre dieses Wort immer gehört und gelebt worden.
Kirchenfürsten hätten Menschen nicht so einschüchtern können,
die Rolle der Regierenden wäre eine andere,
Menschen in den Familien hätten sich anders zueinander verhalten.
Es gibt nicht nur das äußere Ducken voreinander,
es gibt die Angst der Angestellten vor ihrem Chef,
das Aussparen des Ansprechens unangenehmer Themen
in kirchlichen Kreisen, wenn Priester mit dem Bischof zusammen kommen,
wenn Bischöfe untereinander zusammen kommen.
Sprechend ist, worüber gesprochen wird,
aber genauso sprechend ist, worüber NICHT gesprochen wird.
Die eigene Meinung verschweigen, nicht zu sich stehen,
die eigenen Gedanken nicht zu äußern,
wenn sie von Meinungsmachenden abweichen,
bedeutet ebenfalls ein inneres Niederfallen vor anderen Menschen.

Steh auf. Auch ich bin nur ein Mensch.
Die gemeinsame Taufberufung ist entscheidend für das ganze Leben:
Sie ist die Grundlage,
die allen Menschen die gleiche Würde, die gleiche Ehre zukommen lässt,
aber auch die gleiche Ohnmacht in allen sieht.
Petrus richtete den Hauptmann auf, indem er ihm auf Augenhöhe begegnet.
Kein Gefälle in der Begegnung, kein von unten nach oben schauen,
und kein von oben nach unten schauen.
Aufrichtig wird es unter Menschen, wenn sie auf einer Ebene stehen,
sich in die Augen sehen können,
sich selbst nicht als perfekt und unantastbar hinstellen
oder in kauf nehmen, so gesehen zu werden.
„Gott sieht nicht auf die Person“ predigt Petrus darum,
jede und jeder ist Ihm willkommen, der Gott allein fürchtet.
Die gehörte Lesung aus der Apostelgeschichte
erzählt von der Bekehrung des heidnischen Hauptmanns Kornelius.
Die junge Kirche ist weltoffen, weit, unbegrenzt.
Sie sieht den Hl. Geist nicht reserviert für Juden und Judenchristen;
Heute müssten wir sagen,
der Hl. Geist ist nicht reserviert für Christen, für Bischöfe, für Priester.
Der Hauptmann Kornelius und viele mit ihm
finden offene, aufnehmende Arme,
Menschen, die nicht sich selbst und ihre Ideen in den Mittelpunkt rücken
und anbeten lassen;
sie finden Menschen,
die vom weiten, niemanden ausgrenzenden, jeden wertschätzenden
Geist Gottes geprägt sind.

Vermutlich wird die Kirche, vermutlich wird ein Betrieb,
vermutlich wird überhaupt das Zusammenleben von Menschen
nicht auskommen können ohne eine gewisse Form von Organisation.
Ob sie zum Guten, dem Wehen des Gottesgeistes dient,
lässt der in ihr waltende Ton erkennen,
der bekanntlich die Musik macht.

Steh auf. Auch ich bin nur ein Mensch –
Das ist ein guter Ton.

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