Taufe des Herrn 2022 C Lk 3, 15-16.21-22
Stolz bringen wir meistens mit Überheblichkeit und Hochmut in Verbindung.
Stolz gilt sogar als die erste der sieben Hauptsünden,
und gemeint ist, wenn Menschen auf andere herabsehen,
sie abwerten und erdrücken.
Stolz ist, wer sich selbst überschätzt.

Dennoch kennen wir „Stolz“ auch mit einer positiven Aussage verbunden,
wenn Menschen zueinander sagen: Du bist mein ganzer Stolz,
oder: Ich bin stolz auf dich.
Meist geht es dabei um die Würdigung einer herausragenden Leistung,
und man drückt das Glück aus, die Person zu kennen, auf die man stolz ist.

DU bist mein geliebter Sohn –
wird als die Stimme Gottes im heutigen Evangelium überliefert.
Der Evangelist Matthäus schreibt: DIESER, DAS ist mein geliebter Sohn.
So oder so: es ist eine Aussage voller Stolz.
Der auf den Sohn stolze Vater,
so wie jede Mutter, jeder Vater
stolz ist auf die eigene Tochter, auf den eigenen Sohn –
und das vor allem Tun, nur des bloßen Seins wegen.
Du bist mein Reichtum – mein ganzer Stolz, mein ein und alles.

Ich bin nicht sicher, ob diese Aussage, diese Wirklichkeit
in unseren Tauffeiern, in unseren Gottesdiensten, in unserem Glaubensleben
wirklich bei uns ankommt und tragfähiger Grund wird:
Gott ist stolz auf Dich.
Was bedeuten kann: Er zeigt sich gern mit Dir.
Er fühlt sich durch Dich bereichert. Du bist Sein Lebensinhalt.

Wir sind schnell dabei, ungläubig zu fragen: wirklich?
Ich selbst mag doch so manches an mir nicht –
und steht nicht der Blick auf eigene Grenzen und Fehler
einer uneingeschränkten Liebe im Weg?
Wenn wir es ernst meinen und Gott als Vater oder Mutter anrufen,
dann beantworten wir diese Frage zumindest den Worten nach mit Nein.
Menschliche Liebe kann an Grenzen kommen,
Gottes Liebe nicht.
Der Prophet Jesaja schreibt darum:
„Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen,
ohne Erbarmen sein gegenüber ihrem leiblichen Sohn?
Und selbst wenn sie ihn vergisst: Ich vergesse dich nicht.“ (49,15) –
Ich vergesse dich nicht nur nicht, ich stehe hinter dir.

Dies ist mein geliebter Sohn:
Gott präsentiert Jesus, Er stellt Ihn vor,
Er zeigt auf Ihn nicht, wie man auf einen Gegenstand zeigt,
der außerhalb von mir ist;
Er zeigt auf Ihn, weil in Ihm ganz viel, später wird man sagen: alles
von Gott lebendig und sichtbar ist.

Jesus wird zum guten Grund für Menschen, an einen liebevollen Gott,
an einen Vater im Himmel zu glauben.
Ähnlich erleben wir es, wo wir Liebe, Güte, Vergebung erfahren:
es sind himmlische Momente, göttliche Augenblicke.
Der Himmel reißt auf.
Und auf einmal liegt mehr in der Luft:
nämlich wirklicher Gottesgeist, hl. Geist.
Himmel und Erde kommen zusammen, sind verbunden,
nicht nebeneinander, nicht nacheinander.
Ineinander!

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