B 24 2022 Mk 8, 27-35
Wenn wir uns gegenseitig die Frage stellten, wer Jesus für uns ist,
es kämen sicherlich vielfältige und unterschiedliche Antworten dabei heraus,
je nachdem, welche Glaubenserfahrungen wir machen.
Kinder formulieren diese Erfahrungen anders als Erwachsene,
und ältere Menschen sicherlich wieder anders.
Das hat mit dem zu tun, was wir erleben und in welch einer Zeit wir leben.
Und nie gibt es nur die eine Antwort.
Auch in diesem Evangelium nicht.
Jesus fragt die Jünger und bekommt als Antwort:
die einen sagen so – die anderen so…
Manche halten Jesus für Elija.
Elija erfuhr Gott als den sanften, der nicht im Sturm,
nicht im Donner daher kommt.
Elija erfuhr Gott als den, der aufrichtet, der Brot und Wasser hinstellt,
der anrührt und ihm neuen Mut gibt.
Also muss Jesus in seinem Glauben und Vertrauen
etwas vom Glauben und Vertrauen des Elija gehabt haben:
Gott ist bei mir, Er stärkt.
Manche halten Jesus für Johannes den Täufer.
Johannes hatte keine Angst vor den Mächtigen seiner Zeit,
er sagte, was er für richtig hielt,
er redete den Großen ins Gewissen, er rief zur Umkehr.
Jesus verhält sich offensichtlich ähnlich,
weil Er sich genauso wenig einschüchtern lässt
und stattdessen das verkündet und lebt,
was Er von Seinem himmlischen Vater versteht.
Jede und jeder hat einen anderen Blickwinkel, den je eigenen,
und die vielen Erfahrungen zeigen, dass Jesus nicht mit einem Wort,
mit einer Erfahrung, mit einer Formulierung erfasst werden kann.
Auch nicht mit dem Bekenntnis des Petrus, der das formuliert,
was wir in der Kirche bis heute bekennen:
Jesus ist der Christus.
So stark sein Bekenntnis ist, so stark das Bekenntnis der Kirche ist,
so steht doch Petrus, so steht auch die Kirche in Gefahr,
die eigenen Vorstellungen von Jesus höher einzustufen
als das, was Er selbst sagt.
Leiden und Jesus, getötet werden und Jesus:
das geht für Petrus nicht zusammen, das sprengt seine Vorstellungen.
Ist ja auch kaum vorstellbar, dieser göttliche Mensch,
den er gerade als Christus bekannt hat, als einzigartigen,
als Heil bringenden, ausgerechnet der soll durch andere Unheil erfahren?
Muss es soweit kommen?
Muss Jesus selbst es soweit kommen lassen?
Das bleibt eine Herausforderung:
wie gehen Glauben und Leiden zusammen,
der den Menschen liebende Gott und das Unschöne,
mitunter Unverständliche, was Menschen erleben und kaum ertragen.
Das sprengt unsere Vorstellungskraft,
das bekommen wir nicht zusammen,
zu sehr durchkreuzt es unsere Bilder.
Gerade dieses Unverständliche, das Anstößige
gehört diesem Evangelium zufolge zum Glauben dazu,
lässt sich nicht weg reden.
Immerhin gibt es eine Verheißung:
tragen wir s wie ein Kreuz, wird es nicht beim Kreuz bleiben:
das Leben selbst wird siegen.