Christi Himmelfahrt 2021
Den Blicken entzogen.
Nicht greifbar, nicht fassbar, nicht halt-bar.
Christi Himmelfahrt lässt uns den verborgenen Christus feiern,
den unsichtbaren.
Dieses Fest beschreibt und bedeutet keine Tätigkeit Jesu;
es ist vielmehr ein bestimmter Blickwinkel auf Christus.
Wir glauben Ihn als den,
der Seine Geborgenheit bei Gott, im Himmel hat;
wir glauben Ihn als den, der voll ist von Gottes Leben,
vom himmlischen Leben.
Damit ist Er unseren Blicken entzogen,
wir blicken den Himmel nicht, wir blicken Gott nicht.
Aufgefahren ist zunächst und zuerst ein Wort,
das für Verborgenheit steht.
Wer zum Himmel auffährt, den sieht man nicht mehr.

In unserem Glaubensbekenntnis machen wir einen Sprung:
das „geboren, gelitten, gekreuzigt und begraben“ sind Tätigkeiten,
die wir kennen oder unserem irdisch menschlichen Bereich
eindeutig zuordnen können.
„Auferstanden, aufgefahren“ sind keine Tätigkeiten,
sondern Bilder und Blickwinkel auf die Wirklichkeit Gottes.
Wir können sie dem irdisch menschlichen Bereich
gar nicht mehr zuordnen;
also ordnen wir sie dem – als Gegenteil gesehenen –
himmlisch göttlichen Bereich zu.
Und noch einfacher für die Vorstellungskraft erscheint es,
sich Himmel und Erde als zwei Orte, als Oben und Unten zu denken.

Genau das Denken ist allerdings im Leben Jesu
aufgebrochen oder durchkreuzt.
Denn derselbe Christus,
den wir in Gott geborgen und verborgen glauben,
den glauben wir ebenso verborgen mitten unter uns.
Das ist der Auferstehungsglaube der Apostel:
-dass die Gegenwart Christi nicht an verschlossene Türen gebunden ist,
wie am Abend des Ostertages,
als die Jünger aus Furcht sich eingeschlossen hatten;
-dass man Ihn nicht sogleich wahrnimmt und erkennt,
wie in allen Ostererzählungen – Er aber dennoch zugegen ist;
-dass Er sich zu erkennen gibt,
wenn wir Fremde mitgehen und uns von ihrem Glauben erzählen lassen
wie die Emmausjünger.
Die Gegenwart Christi ist eine Verborgene,
manchmal zum Greifen nah,
zugleich weiter entfernt als der Himmel der Himmel.
Aber Seine Gegenwart steht dafür, dass es kein Oben und Unten,
keine voneinander getrennten Bereiche gibt,
sondern dass Himmel und Erde einander durchdringen.

Sie durchdringen sich nicht als ein konstruierter Gedanke;
sie durchdringen sich im Leben derer, die zu Christus gehören.
Nicht nur, weil in Ihm unser menschliches Leben bei Gott ist,
auch weil in Ihm Sein göttliches Leben bei uns ist.
Im Sakrament der Taufe finden wir es ausgedrückt, wenn es heißt:
„Wir sind mit Christus in der Taufe begraben auf Seinen Tod,
und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters
von den Toten auferweckt wurde,
so sollen auch wir als neue Menschen leben.“ (Röm 6,4)
„Wir sind getauft auf Christi Tod und auferweckt mit Ihm zu Gott“
heißt es in einem Lied.

Vielleicht kann man es so sagen:
Für uns ist der Himmel bei Gott;
für Christus ist der Himmel bei Dir!

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