6. O-So 2023 Joh 14,15-21
„Steh mir bei“ – wir rufen, wir beten manchmal so,
wenn uns Schweres bevorsteht, wenn uns Kraft und Mut verlassen,
wenn wir neben Angst das Gefühl haben,
wir sind dem vor uns Liegendem nicht gewachsen.
Dunkle Zeiten durchstehen wir besser,
wenn wir Menschen an unserer Seite wissen.

Beistand.
Ein schönes Wort.
Es ist eine Tätigkeit, mit der man einer anderen Person behilflich ist.
Ich stehe jemandem bei, Seite an Seite – auf einer Stufe,
kein oben und unten.
Ich lasse nicht ab, ich stütze, ich stärke den Menschen, dem ich beistehe.
Wer Beistand braucht, sagt: Allein schaffe ich es nicht.
Wer Beistand braucht, zeigt seine Hilfsbedürftigkeit.
Wir kennen Beistandsorte: Krankenhäuser und Pflegeheime,
Beratungszentren und medizinische Praxen,
Seelsorgeorte und sich ergebende Räume, die Menschen stärken.

Wer glaubt, wer den Hl. Geist als „anderen Beistand“ erhofft und erbittet,
zeigt ebenso seine Hilfsbedürftigkeit und sagt: Allein schaffe ich es nicht.
Manche Forschenden sagen, der Ruf „Gott“ oder „o Gott“
hat im wesentlichen zwei Beweggründe:
Der eine ist die Motivation hohen Glücks, Dankbarkeit,
so etwas wie „im Himmel schweben“,
die andere Motivation ist die Erfahrung schwarzer Nächte und großen Leids,
wo Menschen sich gegenseitig nicht mehr helfen können
und an ihre Grenzen gekommen sind: Steh mir bei.
Umgangssprachlich kennen und schätzen wir diese Erfahrung ebenso
im rein menschlichen Miteinander, wenn wir das Sprichwort gebrauchen
vom geteilten Leid, das halbes Leid,
von der geteilten Freude, die doppelte Freude ist.

Wie verstehen wir den Beistand Gottes?
Wir erleben ja kein „himmlisches Schnipsen“ – und alles ist gut,
jede Träne getrocknet, jede Dunkelheit besiegt.
Das Leben mit seinen Herausforderungen, mit seinen Abgründen
ist uns nicht abgenommen.
Vielleicht ist es mit dem Beistand Gottes
ähnlich wie mit dem menschlichen Beistand, den wir geben können:
Wir können einem anderen Menschen sein Leben nicht abnehmen,
aber wir können seine Last mittragen.
Das verbinden wir mit dem Leben Jesu:
Er teilt unser Leben, er teilt unser Sterben, er trägt es mit.
Und das sagt uns: Du bist nicht allein. Nie.
Auch im Schwersten und Dunkelsten nicht.

„Ich bin bei dir – ich bin da.“
Mose erfährt Gott so, Gott selbst stellt sich ihm so vor,
als Mose ihn nach seinem Namen tragt.
Ich bin ja da.
Jede Mutter sagt das ihrem Kind,
jeder Mensch sagt das einem anderen, um Beistand ins Wort zu bringen.
Ich kann dir nicht alles abnehmen – aber ich bin da.

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