B 33 2021 Mk 13, 24-32
Finstere Aussichten.
Erschütterung. Kein Stern zum Orientieren. Nichts.
Verfinsterte Sonne. Der Mond scheint nicht mehr.
Kein Licht – keine Orientierungsmöglichkeit gerade da, wo man sie braucht.
Am Tag ist Licht da – aber was leuchtet in der Nacht?
Ich habe die Bilder von der Flutkatastrophe im Sommer vor Augen,
Menschen, die andere Menschen verloren haben,
Menschen, deren Hab und Gut weggeschwommen ist.
Ich denke an um ihr Leben ringende Menschen,
ob mit oder ohne Corona Virus.
Uns allen fallen Situationen ein,
selbst durchgemachte oder bei anderen erlebte,
in denen es finster geworden ist.
Nein, die große Drangsal, die verfinsterte Sonne,
die vom Himmel fallenden Sterne sind keine Bilder für das Ende der Zeit;
es sind Bilder mitten in der Zeit.

Haben nicht viele –
auch die, derer wir heute am Volkstrauertag gedenken,
die Opfer von Kriegen, Gewaltherrschaft und Terror,
diese Zeichen des Schreckens schon gesehen?
Oder sehen sie heute, in diesem Augenblick in den Teilen der Welt,
wo Elend, Krieg, oder Grausamkeit herrschen
oder der Klimawandel Leben und Lebensräume zerstört?
Sehen und erleben diese Schreckenszeichen nicht all die,
die sich innerlich umnachtet fühlen, die sich vielleicht sogar sagen:
„Ach, wäre ich doch schon tot“,
weil das Leben ihnen zur Last geworden ist?

Die Welt stirbt nicht am Ende der Zeiten, sie stirbt jeden Augenblick,
wo Menschen nicht mehr weiter sehen
und also „das Ende vor der Tür steht“.
Mit jedem Menschen, der stirbt, stirbt eine Welt, stirbt „seine“ Welt.
Unwiderruflich.
Leben ist ein „Tanz auf dem Vulkan“.
Wir wissen um alle Brüchigkeit, um alle Begrenzung,
wir wissen um das „Jederzeit“, das alles anders machen kann.
Und können eigentlich nur leben,
wenn wir uns davon nicht entmutigen lassen.
Dennoch schauen wir hin, nehmen diese dunkle Seite der Realität wahr.
Wir blenden sie nicht aus, so wie wir mit Blick auf das Kreuz Jesu
den Tod nicht ausblenden und all das nicht,
was Menschen an Grausamen einander antun können.

Das Evangelium geht noch einen Schritt weiter:
Jesus wählt, wenn Er von Finsternis und vom Untergang spricht,
nicht das doch eigentlich eher passende Motiv des Herbstes
mit dem wir abfallen und hergeben müssen,
schwächer und zerbrechlicher werden verbinden;
Er wählt das Gegenteil, das Aufbrechen, den Anfang, den Frühling,
das Aufblühen und kräftig werden.
Sobald die Zweige des Feigenbaums saftig werden und Blätter treiben,
erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.

So sehr diese Zeilen von Erschütterungen und Finsternis reden,
vom Ärgsten, das über uns hereinbrechen kann,
reden sie auch von Kraft und Herrlichkeit,
vom Kommen des Menschensohnes.
Ja, wir ängstigen uns über das, was vergeht.
Wir trauern. Und es fühlt sich an wie der Untergang schlechthin.
Jede Trauernde, jeder Trauernde weiß das.
Man glaubt, es endet nie.

Leben wir nicht doch insgeheim von der Hoffnung,
dass jedem Winter ein Frühling folgt, jeder Nacht ein neuer Tag
und dem Tod das Leben?

Pin It on Pinterest

Share This