A 2 2023 Joh 1, 29-34
Was kommt auf uns zu – fragen wir, nicht nur am Beginn eines neuen Jahres,
auch vor besonderen Herausforderungen,
möglicherweise sogar an jedem neuen Tag.
Was kommt auf mich zu?
Wir können es nicht wissen – allenfalls das geplante, das übliche wissen wir –
und das ohne Garantie.
Wir tragen Termine in den Kalender ein,
und je nachdem, wie es uns geht,
wünschen wir uns entweder eine Fortsetzung des Gewohnten
oder erfrischend neue Anfänge, manchmal auch einfach nur Abschlüsse.
Aber alles kann ganz anders kommen.
Was werden wird, wissen wir nicht.

Was kommt auf uns zu?
Johannes der Täufer sieht Jesus auf sich zukommen.
Wäre das nicht schön?
Den auftauchen zu sehen, von dem wir uns Klarheit erhoffen,
Trost, Bestätigung, Halt?
Ein Aufleuchten im Alltag, eine Begegnung, die vergewissert?
Aber Johannes kündigt Jesus nicht an wie eine große Persönlichkeit,
wie ein „hohes Tier“, das „alles reißt“.
Er kündigt Ihn an als Lamm.
Im Lamm finden wir nicht die Rolle des Siegers,
eher einen Hinweis auf Schwäche, Hilflosigkeit, Ohnmacht und Tod.
Übernimmt, überhebt sich Jesus als Lamm,
das die Sünde der Welt hinweg nimmt?
Er wird daran zerbrechen – wir kennen den Ausgang der Geschichte.
Was die einen entlastet, belastet den anderen.

Johannes bleibt dabei nicht stehen.
Er bedient sich noch eines weiteren Tiersymbols, das der Taube.
Wer das mit biblischen Ohren hört, erinnert sich an die Taube,
die den Menschen und Tieren in der Arche am Ende der Sintflut
einen Olivenzweig gebracht und damit angezeigt hat,
dass es wieder Leben auf der Erde gab.
Die Taube steht für Neubeginn.
Es bleibt nicht beim Scheitern. Gott hört nicht auf anzufangen.
Aber Vernichtung darf mit Ihm seit der Sintfluterzählung
niemand mehr in Verbindung bringen.

Wesentliche Aussagen macht Johannes über Jesus:
Dass Er Menschen von Lasten befreit, dass Er daran zerbricht
und dass dennoch mit Ihm ein wunderbarer Neuanfang in die Welt kommt.

Wir merken, wie der Evangelist Johannes, der uns das so erzählt,
möglichst knapp möglichst viel über Jesus aussagen will.
So wie eine Ouvertüre in der Oper
oft die wichtigsten musikalischen Gedanken des Werkes
vorab zusammenfassend vorstellt, so versucht es hier der Evangelist.
Lamm und Taube sind seine Hauptmotive.
Und gleichzeitig klingt an: Jesus ist viel mehr.
Sein Auftritt beginnt erst, auch heute.

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