7. Sonntag der Osterzeit 2021 B
Die Qual der Wahl:
Mitunter fällt es schwer sich zu entscheiden.
Das fängt bei Eisbechern an und hört, ja wo eigentlich auf?
Es gibt die kleinen, nicht so folgenreichen Wahlen und die grossen,
die festschreiben und unwiderruflich sind.
So oder so: wir möchten mit unserer Wahl das Richtige, das Beste.
Zahlreiche Möglichkeiten machen das Leben nicht unbedingt einfacher,
im Gegenteil;
Wir wünschen uns Schilder an Entscheidungskreuzungen,
die verbindlich vorgeben, wohin man abzubiegen hat.
Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Gute Ratgeberinnen und Ratgeber sind gefragt.
Für manche ist es das Horoskop oder das Kartenlegen,
das Bleigießen oder das Gläserrücken, das Pendeln oder das Auszählen; mitunter entscheidet die Münze oder das Los.
Die Apostelgeschichte berichtet heute in der Lesung
auch von der Qual einer Wahl.
Eigentlich sollte man doch denken,
wichtige Glaubensentscheidungen fallen entweder vom Himmel
oder sind in jedem Fall eindeutig.
Offensichtlich nicht.
Denn die wichtige Entscheidung der Ergänzung des Apostelkollegiums entschied das Los.
Und so ist es im Grunde geblieben bis heute:
zumindest bei der Wahl eines Papstes, bei der Wahl eines Bischofs:
eine Liste mehrer Möglichkeiten wird aufgestellt –
und die Qual der Wahl beginnt.
Was war das eine eindeutige Zeit,
als Jesus selbst noch wählte und erwählte:
am See von Galiläa entlang gehend, sich die Jünger,
die Frauen und Männer berufend…
Da – immerhin – war Klarheit.
Oder doch nicht?
Schließlich scheint Er sich zumindest bei einem der Zwölf
ziemlich geirrt zu haben,
bei demjenigen, der diese Wahl eines Neuen ins Apostelamt
überhaupt erst nötig gemacht hat.
Und – wer weiß, wo es noch alles „schlechte Wahlen“ gab und gibt
in der Kirche, im Leben überhaupt…
Gibt es keine Garantien?
Wie ist das mit dem Willen Gottes?
Woran erkenne ich, was richtig ist, welche Wahl sinnvoll?
Auch die Braut erwählt sich ihren Bräutigam oder umgekehrt,
aber wie kann man sich sicher sein?
Von den Aposteln wird berichtet, dass sie – bevor das Los fällt – beten.
Es ist die Bitte darum, Gott möge sich offenbaren,
Seinen Willen ausdrücken und zeigen, wen Er erwählt hat.
Seitdem ist so verfahren worden in der Kirche und von vielen einzelnen,
die in schwierigen Situationen oder vor weitreichenden Entscheidungen
um Erleuchtung beten.
Die Apostel haben das durch Gebet und Los Gegebene
als Willen Gottes verstanden,
so wie es viele versucht haben,
durch Gebet Vorbereitetes und im Gebet Bedachtes
als Gottes Willen zu verstehen.
Ob das Eintretende dann wirklich dem Willen Gottes entspricht,
dafür allerdings gibt es keine Garantie.
Wir leben mit Unsicherheiten:
auch bei Entscheidungen, die Menschen eine Zeit lang als Gott gewollt
gedeutet und verstanden haben,
kann sich im Lauf der Zeit herausstellen,
wenn es doch eher eigene Einbildung war
oder nur für eine Zeit lang Gültigkeit besaß.
Die Zeit wird es zeigen – so war es schon bei Jesus,
als Er sich die Zwölf erwählte – und vermutlich nicht wissen konnte,
wie es mit einem von ihnen enden würde.
Sich auf den Weg des Glaubens machen bedeutet nicht automatisch,
Sicherheiten zu haben;
es bleibt ein Wagnis.