3. Ostersonntag B 2021
Liebe geht durch den Magen.
Jede Feier lebt vom miteinander reden und vom miteinander essen.
Das Wort will Fleisch werden.
Die Idee braucht eine Umsetzung.
Wort und Brot gehören zusammen, Reden und Tun ebenso.
Es gibt keine nur geistige und keine nur körperliche Welt.
Die Seele formt den Leib – heißt es in der Lehre des Thomas von Aquin:
das Innere will und muss nach außen,
das Äußere zeigt, was im Inneren wohnt.
Alles durchdringt einander.
Wer die Auferstehung Jesu als ein nur geistiges Geschehen deutet,
bekommt mit diesem Evangelium heute eine Korrektur.
Die Auferstehung Jesu ist keine jenseitige Wirklichkeit,
sie spielt sich nicht über den Wolken ab,
sie kommt in unser diesseitiges Leben hinein.
Glauben ist nicht etwas für den Himmel, sondern für die Erde;
Glaube braucht Hände und Füße mehr als Gesangbücher,
Glaube braucht Brot und Wein – und Hände, die das Brot brechen.
In der Sprache des heutigen Evangeliums:
Glaube braucht Fleisch und Knochen.
Wenn im Rahmen der Beratungen des Synodalen Weges
immer wieder zu hören ist,
es müsse ein geistlicher Prozess sein,
dann darf dies keine Ausrede dafür sein,
es zu unterlassen, die Botschaft des Evangeliums für den Alltag
und für die kirchlichen Strukturen und für das menschliche Miteinander durchzubuchstabieren.
Gern wollten und wollen manche die Bergpredigt
als für die Praxis wenig tauglich abtun, sie sei unpolitisch,
sie sei allenfalls etwas für sonntags in der Kirche,
nicht aber für den Alltag auf der Straße.
Kein Wunder,
dass es der Politik aber auch manchen Überfrommen nicht passt,
wenn Kirche Partei ergreift für Flüchtlinge etwa, für am Rand stehende,
wenn der Papst sich deutlich äußert in Fragen der Schöpfungsbewahrung
und der Gefährdung unseres Planeten durch unser menschliches Verhalten.
Je stärker die Tendenz ist, Glaube zu spiritualisieren, zu vergeistigen,
je stärker die Tendenz ist, Geist und Körper, Wort und Brot,
Diesseits und Jenseits voneinander zu trennen,
um so mehr verliert Glauben an Bodenhaftung, an Erdung
und damit an Bedeutung.
Man nimmt uns keinen Gott im Himmel ab,
wenn Er das menschliche Leben auf Erden nicht prägt.
Unser Reden von Liebe hat keine Bedeutung,
wenn es nicht greifbar wird.
„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ heißt es im Matthäusevangelium.
Wenn wir davon hören,
dass der auferstandene Christus Seinen Jüngerinnen und Jüngern sagt:
„Fasst mich doch an“, dann bedeutet das auch:
Glaube will, Glaube muss anfassbar sein.
Als nur geistige Wirklichkeit stirbt er ab.
Was nicht sichtbar, was nicht greifbar und begreifbar wird,
geht ein.
Der Auferstandene lebt davon, dass Er wahrgenommen wird,
der Glaube ebenso.
Jesus isst vor den Augen Seiner Jünger
und überzeugt sie damit mehr als mit jedem Wort.
Dreh- und Angelpunkt unseres Glaubens ist das alltägliche Geschehen,
die gelebte, nicht die besprochene Liebe.
und Gedenktag der Corona – Verstorbenen:
Vor Dir, Gott, gedenken wir der Corona Toten.
Du weißt um ihre Ängste und um ihre Qual.
Du weißt um ihre Einsamkeit und um ihr Sterben.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
hat Dein Sohn am Kreuz gerufen.
Vielleicht werden sie es auch gedacht und gerufen haben,
so wie Menschen fortwährend in diesen Tagen und Wochen rufen.
Es bleibt still.
Dein Schweigen fällt schwer.
Wir wissen keine Antwort.
Wir können nur unser Mögliches versuchen,
damit die Menschlichkeit nicht stirbt.
Vor Dir, Gott, gedenken wir der Trauernden.
Teilweise konnten sie sich nicht verabschieden von ihren Toten,
die Beerdigung musste im kleinen Kreis erfolgen.
Es fehlt an Begegnung, an geteilter Trauer, an Nähe.
Dieser Schmerz lässt uns nicht kalt;
der Schmerz der Trauernden nicht,
und die Not der Sterbenden und Verstorbenen nicht.
Es tut weh.
Es reißt Wunden.
Sie heilen kaum, vielleicht gar nicht.
Wir legen Dir die Toten ans Herz, die Trauernden, die Sterbenden,
die Erschöpften, die um Fassung Ringenden, die helfen Wollenden;
die Menschen in Medizin, Pflege und Forschung.
Bei Dir geht keine Träne verloren, du gehst über keinen Schmerz hinweg.
Das sagt uns das Kreuz Deines Sohnes:
dass Du selbst verwundet bist, dass Dein Herz blutet.
Und Dein Kreuz sagt mir an Ostern, dass es sich dennoch lohnt,
an die Menschlichkeit zu glauben, auf die Liebe zu bauen
wie Jesus.
Gib uns die Kraft dazu.