C 11 2023 Mt 9,36-10,8
Wir haben viele Namen gehört:
Namen von Menschen, die wir Apostel nennen.
Wenn Gott ruft, dann nennt er uns immer bei unserem Namen.
Wenn wir getauft werden,
dann wird bei der Taufe als erstes unser Name genannt:
N., ich taufe dich.

Wenn wir unseren Namen hören, horchen wir auf.
Wir sind persönlich angesprochen.
Ich bin gemeint.

So ist das, wenn Gott ruft: Du bist persönlich gemeint,
mit all dem, was dich ausmacht, was du kannst und was du nicht kannst.
Und damit wird die Gemeinschaft derer, die Gott ruft, eine bunte Mischung.
Das merken wir in unseren Kirchen oftmals gar nicht mehr,
wie bunt und vielfältig die Menschen sind, die Gott ruft.
Wir erleben stattdessen, was wir Mileuverengung nennen:
Bestimmte soziale Schichten sind unter sich, bestimmte Altersgruppen.
Bis heute nicht aufgebbar erscheinende Voraussetzungen
engen eine mögliche Vielfalt in kirchlichen Berufen ein,
indem Frauen immer noch von den Weihen ausgeschlossen sind.

Aber dieses gerade gehörte Evangelium erinnert uns daran,
in welch einer schillernden Gesellschaft wir uns befinden,
wenn wir mit Jesus unterwegs sind.
Das Evangelium zählt an dieser Stelle nur Männer als Apostel auf.
Dass damit selbst die biblische Wirklichkeit nicht hinreichend erfasst ist,
machte Papst Franziskus dadurch deutlich,
dass er im Jahr 2016 Maria Magdalena als Apostelin der Apostel würdigt.
Wir wären nicht, ohne die Verkündigung dieser Frau und anderer Frauen.

Wenn das Evangelium hier 12 Menschen aufzählt, die alles Männer sind,
bin ich fest davon überzeugt,
dass heute selbstverständlich auch Frauen dabei wären, dabei sind –
damals, zur Zeit Jesu, war das in der Weise nicht vorstellbar.

Also, da sind:

–       Johannes, der Jüngste im Kreis der Zwölf –
mit ihm sind junge Menschen, die am Anfang stehen, gerufen
–       Simon Petrus, vermutlich der Bekannteste.
Jesus nennt ihn Fels – jemand, der wichtige Verantwortung trägt,
aber auch einer, der Fehler macht,
im entscheidenden Augenblick nicht zu Jesus steht und das Weite sucht.
–       Judas Iskariot, der Jesus verrät; selbst den beruft Jesus,
und wir dürfen Jesus genügend Menschenkenntnis zutrauen,
so dass er gewusst haben wird,
wen er sich da mit Judas in den Kreis der Zwölf ruft
–       Es gibt Matthäus, der Journalist, der Evangelist,
und damit die, die gut erzählen und berichten können
–       Es gibt Bartholomäus, ein Unauffälliger und Scheuer –
denn auch die gehören dazu: die vielen Stillen,
die scheu und zurückhaltend sind, die oftmals kein Wort herausbekommen, die schüchtern sind
–       Philippus, von dem fast nichts bekannt ist –
und mit ihm die, die uns fremd sind, die wir gar nicht kennen,
die von anderswo herkommen, die wir vielleicht noch nicht einmal grüßen
–       Jakobus gehört dazu, der Ältere – mit ihm alle alten Menschen,
die schon viele Jahre erlebt haben, die nicht mehr alles so gut
mit manchem nicht mehr so klar kommen können
–       Jakobus, der Jüngere, der Streitbare
und deshalb von Jesus Donnersohn genannt –
mit ihm alle, die gern streiten und diskutieren,
mit denen oft ihr Temperament durch geht
–       Thomas, der Zweifler – und mit ihm alle, die zweifeln
und nicht genau wissen, ob sie Jesus und an was sie glauben können,
die unter dem nicht Sehen und nicht Verstehen besonders leiden.

Schon der Blick auf diese neun der zwölf Menschen zeigt,
wie vielfarbig der Kreis um Jesus herum ist – und sein muss,
denn Jesus ruft diese Menschen,
um möglichst viele andere zu erreichen.
Wo Leitungsebenen nur eine Sprache reden,
erreichen sie eben auch nur Menschen einer Sprache, einer Couleur.

Jesus ruft Menschen gerade in all ihrer Unterschiedlichkeit,
weil Petrus nicht der schreibende Matthäus ist,
weil Jakobus nicht die liebende Maria aus Magdala ist.

Was ist die Botschaft, die wir mitnehmen?
Du bist genau richtig wie du bist, von Gott gerufen,
und du wirst herausfinden, was der Grundton deines Lebens ist,
was du dazu beitragen kannst,
dass das Leben schön und sinnvoll wird für alle –
denn das ist eines der Grundanliegen Jesu:
Ein Leben, das Lust macht auf Ewigkeit.

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