A 7 2023 Mt 5,38-48
Wir kennen das Wort Teufelskreis.
Wir meinen damit ein aufeinander reagieren,
das Hin und Her von Äußerung und Antwort,
von Wort und Widerwort, von Tat und Folgetat, mitunter reflexhaft.
Alles, was wir tun, ruft etwas hervor, mitunter sogar vorhersehbar.
Es stellte schon einen Gewinn in der Menschheitsgeschichte dar,
in ein Gesetz zu gießen, dass Vergeltung nur angemessen erfolgen darf.
Eben Auge um Auge. Nicht mehr. Kontrolliert sozusagen.
Kein wildes um sich schlagen, kein Ausrasten. Maßvoll.
Ein Dieb wird anders bestraft als ein Mörder.
So handeln wir Menschen. Meistens zumindest.
Aber auch das nicht immer.
Manches – so sagen wir – möchten wir im Keim ersticken,
manches erst gar nicht hoch kommen lassen.
„Das macht die, das macht der nicht nochmal.“
Und wir setzen eins oben drauf.
Oder wir sagen: Wenn die nicht, dann ich auch nicht.
Das Niveau meines Handels bestimmt mein Gegenüber,
weniger als Kommunikation, vielmehr als Eskalation.
Die Spirale dreht sich. Kein Entkommen, es sei denn jemand steigt aus.

Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Gott handelt nicht nach Menschen Art.
Das ist eine zentrale Aussage im Evangelium. Die zentrale Aussage.
Gottes Handeln findet in Ihm selbst allen Grund,
nicht im Verhalten des Menschen – allenfalls in seiner Bedürftigkeit.
Jesus verkündet einen Gott, der mehr gibt als notwendig,
Er verkündet einen, der nicht nur die liebt, die Ihn lieben,
Er liebt eben alle, Sünderinnen und Sünder inclusive.
Und wer wäre das nicht: Sündig?
Niemand wird hervor gehoben.

Jesus wirbt dafür, sich an Gott auszurichten, nicht an den Menschen.
Wer sich am Menschen ausrichtet, gerät in den erwähnten Teufelskreis,
macht das eigene Verhalten abhängig von dem der anderen.
Wie du mir – so ich dir. –
Das Evangelium sagt: Wie Gott mir – so ich dir.
Es geht nicht um eine bessere oder detailliertere Gesetzgebung,
sondern um ein Leben und Handeln, das sich an Gott orientiert.
Nicht ein mehr an Moral, aber ein Vertiefen in göttliches Handeln.
Leben wir nicht von der Vergebung, von der Güte,
die unendlich größer ist als menschliches Handeln?
Du vergibst, weil dir selbst vergeben worden ist.
So finden wir es in einem eigenen Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht
im Matthäusevangelium ausgedrückt.
Allerdings als Negativfolie:
ein Knecht, dem von seinem Herrn eine große Schuld erlassen wurde,
erlässt einem anderen eine sehr geringe Schuld nicht
und erntet dafür den Zorn seines Herrn.

Jesus verkündet einen Gott, der menschliche Teufelskreise aufbrechen will.

Liebe lässt jede Rache, lässt die Wut ins Leere laufen.
Liebe ist keine Antwort, sondern zuallererst unabhängige Haltung.
Gottes Liebe ist keine Antwort auf unser Leben,
darauf, dass wir „ganz nett“ sein können;
Gottes Liebe ist bedingungslos, unbeirrbar.
„Nicht weil wir gut sind, dürfen wir uns dir nähern,
sondern weil du Gott bist“ beten wir in einem Gebet aus dem Gottlob.

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