C 30 2022 Lk 18, 9-14
Der eine verachtet, der andere angesehen.
Der eine betrügerisch, sich selbst bereichernd,
der andere religiös aktiv, die Gebote einhaltend, spendenfreudig.
Unterschiedliche Lebensentwürfe, ziemlich entgegengesetzte:
Der eine ist ganz vorn, der andere ist ganz hinten;
der eine bedankt sich, dass er zu den Guten gehört,
der andere weiß, dass er nicht zu den Guten gehört.
Der eine bringt seine Verdienste mit,
der andere sein Versagen.
Der eine braucht die anderen, um sich als groß darzustellen,
der andere senkt den Blick und sieht seine Kleinheit.
Hochmut und Demut.
Wir hören von einem Pharisäergebet und von einem Zöllnergebet.
Der eine meint, alles richtig zu machen und ist Gott dafür dankbar,
der andere sieht seine Fehler und erbittet Erbarmen.
Mir fallen zwei Dinge im Gebet des Pharisäers auf.
Zum einen vergleicht er sich.
Er braucht Menschen, an denen er demonstrieren kann,
dass er sich für besser hält;
er erwähnt die Fehler und Sünden anderer, um sich als besser darzustellen.
Er grenzt sich ab.
Er definiert sich dadurch, dass er nicht so ist wie die anderen.
Zum anderen frage ich mich:
Warum bedankt sich der Pharisäer?
Was für eine Vorstellung von Gott leitet ihn?
Ist es die Annahme, dass es Gott wohlgefälligere Menschen gibt?
Dass Er manchen ihr besser sein schenkt – und anderen nicht?
Ein willkürlicher Gott?
Der am Ende selbst Verantwortung dafür trägt,
ob Menschen gut sind oder schlecht?
Der Zöllner grenzt sich in seinem Beten nicht von anderen ab.
Er braucht keinen Vergleich, um sein eigenes Leben zur Sprache zu bringen.
Vor Gott sieht er sich als den Hilfsbedürftigen, als den Ungenügenden,
als Versagenden.
Und auf Gott setzt er Hoffnung.
Pharisäergebet – Zöllnergebet.
Der Pharisäer betet, um sich selbst darzustellen.
Er spricht „bei sich“, wie der Evangelist notiert,
er braucht eigentlich keinen Gott – und wenn, damit Er abnickt,
wie toll der Pharisäer lebt.
Er bleibt bei sich selbst stehen.
Der Zöllner bringt sich selbst auch ins Wort und spricht von sich als Sünder.
Aber er bleibt nicht bei sich stehen, er bittet Gott um Erbarmen.
Obwohl er seine Augen nicht zum Himmel erhebt,
richtet er sich doch innerlich aus.
Er macht nur wenige Worte, die ausdrücken,
wie sehr er vom Erbarmen Gottes abhängig ist.
Was bedeutet das für uns?
Gebete müssen nicht lang sein.
Wenige, armselige, kleine Worte, die echt sind,
die unsere Verwiesenheit auf Gott benennen, genügen.
Ein jeglicher Vergleich ist tabu.
Niemand hat Grund, sich über jemand anderes zu erheben.
Beten ist kein zur Schau stellen eigener Verdienste,
sondern Ausdruck der eigenen Gottesbedürftigkeit.