B 30 2021 Mk 10, 46b-52
Bartimäus ruft laut, er schreit sogar, als er Jesus in der Nähe hört.
Und viele sind ärgerlich darüber, wollen ihn zum Schweigen bringen.
Ob es ihnen peinlich ist, dass der blinde Bartimäus auf sich aufmerksam macht?
Ob sie mit seiner Blindheit nicht so richtig umgehen können,
so dass sie sich am wohlsten fühlen,
wenn sie ihn so wenig wie möglich wahrnehmen?
Immerhin sitzt er schon an der Straße, die zur Stadt hinaus führt,
er hat keinen richtigen Platz unter den Menschen.

Jesus, gerade Jesus, hört den unterdrückten Schrei und sieht Bartimäus.
Er hat einen Blick für die, die keinen Platz unter den Menschen finden,
die auf die Vielen peinlich wirken, anstrengend,
und Hilflosigkeit hervorrufen.

Jesus sieht:
das ist die große Hoffnung des Evangeliums,
dass Er die Kleinen sieht, die Hilflosen, die sonst nicht gern Gesehenen.
Vielleicht verlieren all sie irgendwann auch darum den Blick für sich selbst,
den realistischen, sehen nicht mehr klar, nicht mehr richtig,
weil sie nicht gesehen werden, weil sie übersehen werden,
weil man ihnen kein An-Sehen schenkt.

Jesus sieht! Gott sieht!
Das ist große Botschaft der Bibel,
gesehen, gesehen habe ich das Elend meines Volkes –
spricht der Herr im Buch Exodus – welch eine Nachricht.
Gott sieht nicht weg, Er nimmt wahr.

Jesus lässt den Bartimäus rufen.
Seltsam, dieselben, die eben noch sein Schreien unterdrücken wollten,
ermutigen den blinden Bettler nun, zu Jesus zu gehen.
Ganz optimistisch könnte man meinen,
sie richten sich nach dem Wort und Beispiel Jesu,
sie sind auf dem Weg der Umkehr:
sie werden nie wieder Menschen zum Schweigen bringen wollen,
die aus irgendeiner Not rufen.
Vielmehr werden sie vermitteln, da sein, hören, sehen, Mut machen.
Sie werden Jesus nicht für besondere Anlässe reservieren und buchen wollen,
sie werden keine Grenzen ziehen,
die Hilfeschreie und Hilfe Schreiende abschirmen,
die Menschen in Not erst gar nicht an Jesus heranlassen.

Was soll ich dir tun?
In der Frage Jesu an Bartimäus steckt eine Aussage drin,
die große Aussage Gottes: Ich bin da, Ich bin da für dich.
Ich lasse dich nicht fallen.

Ohne Schnörkel, wie schon die Frage Jesu an Bartimäus,
fällt auch dessen Antwort aus: Ich möchte wieder sehen können.
Wieder sehen können.
Denn ihm ist es verloren gegangen, die klare Sicht,
vielleicht sieht er auch gar nichts mehr,
nicht nur unscharf, nicht mehr nur nicht richtig.
Irgendwie ist ja auch sein Leben selbst aussichtslos geworden,
er bettelt, er kommt allein nicht zurecht.
Er möchte wieder ins Leben hinein, das Licht der Welt wieder neu erblicken.
Und so vollzieht sich in der Heilung durch Jesus eine Neugeburt,
das Leben des blinden Bettlers erneuert sich.

So stellt sich der Evangelist Markus Begegnungen mit Jesus vor:
Sie verändern den Menschen von Grund auf.
Wer sich von Jesus an-gesehen weiß, findet einen neuen Blick,
und sieht in Ihm das Licht der Welt, dem er nachfolgt.

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