B 17 2021 Joh 6, 1-15
Dieses Evangelium nennen wir mitunter
das Evangelium von der Brotvermehrung.
In seiner Fronleichnamsansprache im Jahr 2019
hat Papst Franziskus darauf aufmerksam gemacht,
dass das Wort „vermehren“ hier gar nicht vorkommt,
wohl aber kämen die Worte „brechen, geben, austeilen“ vor. Die Bezeichnung „Brotvermehrung“ zeigt,
wie aus einer lebhaften Geschichte, in der alle beteiligt sind, Philippus, Andreas, ein kleiner Junge, die Menschenmenge, eine nahezu zauberhafte, magische Handlung einem einzelnen, nämlich Jesus, zugeschrieben wird.
Und alle anderen werden zu Zuschauenden.
Dass die Speisung anders zustande kommt, dafür steht der kleine Junge. Namenlos taucht er in der Erzählung auf, von Anfang an schwingt mit: aussichtslos, nichts zu machen,
weniger als ein Tropfen auf dem heißen Stein,
verschwindend klein vor der riesigen Herausforderung;
das, was da ist, was der Junge dabei hat, das reicht niemals.
Gerstenbrote: das Brot der Armen, denn Gerste diente ebenso als Viehfutter. Ich finde, der Junge könnte deinen Namen tragen, meinen Namen tragen, wenn wir uns denken:
was hab ich schon, was ich anderen geben,
geschweige denn, was sie nähren könnte.
Was kann ich schon dazu beitragen, dass die Welt besser wird,
das Leben freundlicher, die Not geringer.
Meine Möglichkeiten sind verschwindend gering,
stehen in überhaupt keiner Relation zu den Herausforderungen in dem,
was nötig wäre.
Genauer hingeschaut denkt allerdings der Junge gar nicht so –
aber mindestens zwei der Jünger: Philippus und Andreas.
Für sie ist ganz klar:
was die Menschen mitbringen, was der Junge dabei hat, ist zu wenig. Diese Denkweise ist bis heute nicht aus der Kirche verschwunden: was Menschen bei sich und in sich tragen an Erfahrungen,
an dem, was sie mitbringen, spielt keine Rolle oder reicht nicht und es hilft anderen nicht.
Von oben herab ergießt sich die Lehre, das Heil kommt von außen.
Jesus handelt anders.
Ausdrücklich knüpft Er am Mitgebrachten an, interessiert sich dafür und fragt danach: was ist da? Was haben wir?
Das Wunder ist, dass der Junge nicht denkt:

wenn ich jetzt mein Brot aus die Hand gebe, habe ich nichts mehr.
Das Wunder ist, dass er das, was er dabei hat, nicht für sich allein behält. Und das gleiche geschieht, was passiert, wenn man Feuer teilt:
es wird heller und heller;
das gleiche geschieht, was passiert, wenn man sich selbst mitteilt: Begegnungen und Gespräche werden immer reicher.
So weit – so gut.
Aber das Evangelium endet hier nicht.
Die Menschen wollen Jesus in ihre Gewalt bringen.
Längst sehen sie den kleinen Jungen nicht mehr,
aber ihren satten Bauch spüren sie.
Wäre doch einfach, jemanden zu haben, der alles für einen regelt,
einen Gott, der vom Himmel her alles erledigt,
einen Lückenbüßer – Gott, der da einspringt, wo ich nicht weiter komme. Jesus ahnt, wie sie Ihn gebrauchen wollen,
wie Er zu funktionieren hat, kaum dass sie Ihm die Krone aufsetzen.
Und entzieht sich.
Eben keine Brotvermehrung,
dieser Versuchung hatte Er schon in der Wüste widerstanden,
als der Teufel von Ihm forderte, aus Steinen Brot zu machen;
keine Brotvermehrung,
sondern dem Wenigen Großes zutrauen, brechen, geben, austeilen.

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