1. Fa-So A 2023 Mt 4,1-11
Hunger!
Nach Brot. Nach Anerkennung. Nach Sinn. Nach Wärme. Nach Frieden.
Nach Leben. Nach Leichtigkeit. Nach Erfüllung.
Der Hunger ist groß.
Kein Brot der Welt vermag ihn zu stillen, es reicht nicht.
Und wenn Steine zu Brot würden?
Wie verlockend, wenn das ginge.
Die Wüste wäre keine Wüste mehr.
In diesem Denken und Wünschen
nehme ich selbst die Rolle des Versuchers ein,
wenn meine Gebete von Gott etwas erflehen, was Menschen unmöglich ist.
Denn der Teufel kommt in dieser Versuchungsgeschichte
zunächst nicht böse daher, eher fromm.
Er zitiert später sogar die Bibel –
und was sollte teuflisch daran sein, gäbe es keinen Hunger mehr?
Die Antwort Jesu: Brote nähren, Worte auch:
Jedes Wort aus Gottes Mund.
Ich höre heraus: selbst wenn Steine zu Brot würden, bliebe dein Hunger.
Der Hunger geht über das hinaus, was du essen,
was du mit deinem Mund aufnehmen kannst.
Wir hören nicht, dass das Brot nicht nährt –
wir hören, dass das Wort dazu kommen muss,
und zwar das Wort, das den Mund Gottes verlässt,
nicht für deinen Magen bestimmt, aber für dein Herz.
Eine Welt, ein Leben ohne dieses Wort droht sich selbst aufzufressen.
Auch in der zweiten Versuchung
ertappe ich mich in der Rolle des Versuchers.
Ein Bibelzitat muss herhalten.
Und damit verbunden die Frage:
Inwieweit ist denn nun Verlass auf dieses Gotteswort,
von dem Jesus eben gesagt hat, der Mensch würde davon leben?
Muss es sich nicht machtvoll erweisen, sichtbar für alle?
Wieviele teuflische Diskussionen gibt es in unserer Kirche,
wenn Bibelzitate dafür herhalten müssen,
eigene Meinungen und Annahmen zu untermauern.
Auch die Rede von Gott kann vom Bösen sein.
Denn die ihr zu Grunde liegende Haltung entscheidet:
was ist meine Absicht, wenn ich mich auf Gott und sein Wort berufe?
Benutze ich es?
Und erhoffe mir göttliche Machtdemonstrationen?
Ist Glaube die Versicherung: Egal, was passiert, es kann mir nichts anhaben?
Jesu Antwort: So ein Denken instrumentalisiert Gott.
Die dritte Versuchung: Herrliche Machbarkeiten. Reichtum.
Manchmal bestätigt das ja unsere Erfahrung,
dass nicht jeder Reichtum redlich ist
und so manche Pracht ihre Opfer hat
und über Leichen gehen in kauf genommen wurde oder wird.
Groß raus kommen, machtvoll sein:
Ist das nicht auch eine Versuchung, die Religion und Glauben durchzieht?
Eine reiche Kirche? Eine einfluss-reiche Kirche?
Eine mit Macht? Eine mit Glanz? Eine mit Pracht?
Bestenfalls, so die Begründung, zur Ehre Gottes?
Lange hat man so gedacht, die Kirchengeschichte ist voll davon,
und hatte und hat ihre Opfer.
Zu dieser bitteren Wahrheit zählt die Erkenntnis der letzten Jahre:
Damit die Kirche als ganze glanzvoll dasteht,
hat man die Missbrauchsverbrechen, die in der Kirche geschahen,
verschwiegen, vertuscht, nicht ernst genommen, Schweigegelder gezahlt.
Glanz ging auf Kosten der Schwachen.
Jesus entlarvt auch dieses Denken und sagt:
Wer mit Gott reich werden oder glänzen will, betet nicht Gott an,
sondern dient dem Bösen.
Wer vorgibt, das Gold der Welt in den Dienst Gottes zu stellen,
steht in Gefahr, es in Wahrheit dem Bösen zur Verfügung zu stellen.
Wer nur seinen eigenen Glanz sieht und alles dafür tut,
dass er keinen Schaden nimmt, ist dem Teufel auf dem hohen Berg verfallen.
Dieses Evangelium fragt mich,
wo ich die Rolle des Versuchers einnehme…
Solange in der Kirche Christi die Amtskirche noch kritisiert wird, ist Hoffnung. Ich hoffe und rechne sehr mit der Vernunft beider Amtskirchen, sie mögen sich beide auflösen und sich endlich einigen auf die eine und einzige Kirche, die unser HERR gegründet hat auf seinen Jünger Simon Petrus, dem ewigen Felsen.
Die Hoffnung, sagt man, stirbt zuletzt, stirbt sie aber, so bleibt uns doch das Leben, der Weg und die Wahrheit – Jesus Christus!