C 31 2013 Lk 19,1-10
Noch einmal eine Zöllnergeschichte.
Zachäus war nicht nur sehr klein, er war auch der oberste Zollpächter.
Die Leute mochten ihn nicht, beachteten ihn nicht mehr als nötig.
Er trieb nicht nur für die Römer Steuern ein,
er konnte die Steuern auch willkürlich hoch setzen für die eigene Tasche
und hat es wohl auch getan, so dass der Evangelist notiert:
Er war reich.
Wenn man ihm die Sicht versperrte,
dann nahm man ihn also auch nicht wahr und dachte sich:
Soll er doch selber sehen, wie er Jesus sehen kann.
Das wird nicht nur an diesem Tag so gewesen sein,
dass man über ihn hinweg sah…
Und Zachäus weiß damit umzugehen,
wenn er auf einen Baum klettert, um sich eine bessere Sicht zu verschaffen.
Klare Grenzziehungen –
eine Kommunikation zwischen der Menge und Zachäus gibt es nicht.

Alles hört sich danach an,
dass die Kleinwüchsigkeit des Zachäus der Grund dafür ist,
dass dieser nach Wegen und Weisen sucht, sich behaupten zu können:
Sei es mit dem Maulbeerfeigenbaum, sei es mit dem Steuerwesen.
Niemand scheint willens oder in der Lage, genauer hinzuschauen:
Für die Menge ist er abgeschrieben, sie meiden, sie missachten ihn.

Ausgerechnet diesen Übersehenen, diesen nicht wahr genommenen,
diesen Verachteten sieht Jesus.
Von der Menge wurde Zachäus wegen seiner Taten links liegen gelassen,
wegen seiner Kleinheit übersehen,
von Jesus nicht.
Er nimmt es damit in kauf, selbst zum Gemiedenen,
„Freund der Zöllner und Sünder“ genannt zu werden,
wenn Er mit Zachäus verkehrt und sich bei ihm einlädt.
Jede Zeitung würde Bilder davon machen,
der Zöllner mit Jesus, wie sie am Tisch liegen,
eine entsprechende dicke Überschrift.
Und die Lesenden würden sich denken, was das Volk damals gedacht hat:
Mit dem verkehrt Er, so ist Er also, im Grunde einer aus demselben Holz.

Auf der Seite des Zöllner, der Sünder, der Ehebrecherin
sieht Jesus Seinen Ort, Seine Aufgabe, Seine Sendung,
weniger auf der Seite der Pharisäer und der Religionsvertreter.
An keiner Stelle hat man das Gefühl,
dass Er mit erhobenem Zeigefinger auftaucht,
an Gesetze erinnert, Gardinenpredigten hält –
Er scheint den Menschen vielmehr so begegnet zu sein,
dass in ihnen selbst Einsichten wachsen, Unrechtsbewusstsein steigt,
dass sie sich selbst also klarer sehen.

Wie war das bei Zachäus?
Jesus lädt sich bei ihm ein, gibt ihm das unmissverständliche Gefühl,
dass er gebraucht, dass er gesehen wird.
Zachäus merkt plötzlich, dass er wertvoll und wichtig ist,
unabhängig von seinem Beruf, unabhängig von seiner Kleinheit.
Für Jesus ist Zachäus eben Zachäus,
für die Menge war er oberster Zollpächter oder der Kleine.

So sieht die Suche Jesu nach den Verlorenen also aus:
Er gibt ihnen ein Gefühl von Bedeutung,
Er braucht sie.
Und Umkehr wird zum Ergebnis
der entgegengebrachten Liebe und Wertschätzung.

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