B 31 2021
Wir hören viel.
Von Anfang an.
Zuerst unseren Namen und – wenn es gut geht – liebe Worte.
Aber irgendwann geht es los: Tu dies nicht. Tu das.
Wir hören nicht nur mit den Ohren.
Wir nehmen auf, was um uns ist. Wir spüren.
Mitunter leiden Menschen ihr ganzes Leben lang darunter,
dass sie bestimmten Menschen nie gut genug erschienen;
dass die Erwartungen der Eltern etwa anders oder größer waren.

Es setzt sich fest, was wir hören,
es wird zur inneren Stimme,
sie überzieht das Gefühl, sie ist mächtig, sie übertönt.
Es müssen nicht nur Worte sein, es können Gesten sein,
ohne Worte Wahrgenommenes,
die eine innere Botschaft formulieren und laut machen:
es genügt nicht, Du genügst nicht. Du bist nicht nach unserer Vorstellung.

„Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.“
Das kann man nicht oft genug hören,
damit dies zur inneren Stimme wird.
Denn dieser einzige Herr liebt bedingungslos.
Er trichtert Dir nicht ein, dass Du nicht gut genug bist
und nur liebenswert, wenn du dies tust und das lässt;
Du bist Ihm, so wie Du bist, Liebes-Grund,
voll und ganz nach Seiner Vorstellung geschaffen.
Diese Stimme hat es schwer, durchzukommen;
oftmals sind die gewachsenen inneren Stimmen lauter,
die das eigene Leben vielleicht wertlos darstellen,
nicht gut genug,
unter ständigem – vielleicht auch religiösem – Erwartungsdruck.
Die Erfahrungen, die Menschen miteinander machen,
können diese liebe-volle Stimme Gottes fast zum Schweigen bringen
oder unglaubwürdig machen.

Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr,
die einzige Stimme, die Macht.
Dies zu hören, macht frei.
Niemand ist des anderen und der anderen Herr oder Herrin,
niemand hat das Recht, Dich zu beugen oder Dich zu brechen:
Keine Kirche, keine Firma, kein Partner.

Wahr wäre es, wenn da nicht immer noch
der – gerade beschriebene – gleiche Antrieb in uns wäre:
Du willst gut genug sein in den Augen des Chefs,
in den Augen der anderen, deren Anerkennung Du brauchst.
Du willst es warm um Dich herum haben,
darum erhebst Du die anderen auf den Thron,
um von ihren Gnaden und von ihrem Feuer zu leben.

Du hast vielleicht ein Gespür für den Geist des Evangeliums,
für die Güte und Barmherzigkeit Gottes;
für die Dir von Gott zugesprochene Würde
und lässt doch würdelos mit Dir umgehen
oder Du selbst gehst mit anderen würdelos um.
Wie schnell rückt etwas oder jemand an die Stelle des Einen und Einzigen.

Das ganze Durcheinander der inneren und äußeren Stimmen,
wie klärt es sich?
Die vielen Gegebenheiten und Mächte, denen Du Dich beugst,
wie erkennst Du sie und stürzt sie vom Thron?
Von selbst verschwinden die Herren dieser Welt nicht,
sie müssen gestürzt werden.
Von selbst verstummen die inneren Stimmen nicht,
die Dir „Nicht gut genug“ sagen; sie müssen besiegt werden.

Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.
Mose sagt: diese Worte sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen.
Das muss tief in Dir drin sein, nicht überschreibbar,
jederzeit lesbar.
Nur Einer ist Dein Herr.
Sag es Dir – immer wieder.

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