Christi Himmelfahrt 2022
Himmlisch:
Manchmal machen wir in unserer Sprache
vor Begeisterung Luftsprünge,
und der Himmel muss dafür herhalten.
Ist himmlisch das, was uns die Erde vergessen lässt?
Oder ist das himmlisch, was uns voll in die Erde eintauchen
und uns auf ihr Zuhause sein lässt?

Das antike Weltbild,
das den Himmel als einen über der Erde liegenden Raum malt,
ist nicht mehr unseres.
Das Drei-Stockwerk-Bild, das die Erde in der Mitte,
den Himmel als Überwelt und die Hölle als Unterwelt zeigt, ist überholt.
Himmel ist kein Ort, Himmel ist ein Versprechen.
Er ist die Sphäre, die Umgebung Gottes,
nicht identisch mit der Welt und nicht von ihr getrennt.

Christus steht in einzigartiger Weise für die Sphäre,
für die Umgebung Gottes,
denn in Ihm ist das antike Weltbild längst schon aufgebrochen.
Er bringt den Himmel auf die Erde, sogar unter die Erde,
und Er erhöht den Menschen.
In Ihm sind Himmel, Welt und Unterwelt nicht getrennt,
in Ihm ist alles von der Gegenwart Gottes erfüllt.

Wohin lenkt die Himmelfahrt Jesu unseren Blick?
Auf die Erde.
„Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Der Himmel, der kommt, wird zum Bauplan der Welt, die ist.
Himmel heißt, eine Arbeit, einen Auftrag auf der Erde zu haben.
Hier soll der Himmel anbrechen,
hier soll seine Musik angestimmt werden.
Wir sind als Christen nicht nur junge Vögel im Nest,
die ihren religiösen Schnabel aufsperren
und auf die tägliche Gnadenfütterung warten;
wir sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gottes,
hinaus gesandt in die Welt.
Wir werden aus dem Nest gestoßen, damit wir Fliegen lernen.
Christi Himmelfahrt macht uns erwachsen,
wir werden gesandt, selbst Christus, Gesalbter, zu sein;
wir werden gesandt, selbst zum Ort der Gegenwart Gottes zu werden.
Was durch Christus in die Welt gekommen ist,
soll nun durch uns in die Welt kommen.

Der Himmel ist kein Fluchtort außerhalb der Welt,
er ist Auftrag in der Welt.

Und er ist weitaus mehr:
er ist mehr als alle Kraft der Menschen; er ist bereitet.
Er ist bereitet wie das Kohlenfeuer
bei der Erscheinung des auferstandenen Christus
nach dem wunderbaren Fischfang:
Die Jünger ziehen das Netz mit den Fischen an Land,
doch wo sie ankommen, sind schon Fische da und Feuer brennt.
Wir arbeiten mit am Himmel – und finden ihn doch vor.
Wir tragen Christus in die Welt –
und wohin wir kommen, ist Er schon da.
Der Himmel braucht uns, aber der Himmel hängt nicht von uns ab.

Welt, Unterwelt, Himmel:
keine getrennten Räume,
sondern Zustände, Umgebungen,
die unser Verhältnis zu Gott ausdrücken:
Gott nicht nah und da zu glauben ist die Hölle;
Gott zu suchen und zu finden ist die Welt;
Gott zu verkosten und in Ihm Zuhause sein ist der Himmel.

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