A 29 2023 Mt 22, 15-21
Wir sind geprägt.
Jede und jeder von uns.
Wir bleiben im Leben kein unbeschriebenes Blatt,
kein Buch mit reiner Schönschrift.
Es gibt Durchgestrichenes, Überschriebenes, leer gebliebene Stellen,
selbst Geschriebenes und von anderen Eingetragenes.

Wir sind geprägt.
Ereignisse prägen, besondere Zeiten, vor allem aber Menschen.
Manchmal können wir es vielleicht benennen,
das Ereignis, die Personen, die sich eingezeichnet,
eindrücklich verhalten haben.
Oftmals wissen wir es gar nicht,
wer und was sich uns eingeprägt und im Handeln bestimmt hat.
Manches davon erhellt das Leben, manches davon verdunkelt es.
Die Last negativer Ereignisse werden wir ein Leben lang nicht los,
sie sind wie ein dunkler Schatten.
Wir sprechen kirchlicherseits von Erbsünde,
von dem Phänomen, dass Menschen einander bei aller Liebe
immer auch zum Negativen hin beeinflussen.
Unser Licht geht immer mit Schatten einher –
und wir selbst merken mitunter nicht,
wer von den Menschen, denen wir begegnen,
von uns mehr Schatten als Licht abbekommt.

Jesus unterscheidet im Evangelium zwischen dem, was Münze ist,
und dem, was Gott gehört.
Er nutzt die Fangfrage der Pharisäer, um deutlich zu machen,
dass der Einfluss weltlicher Macht vielleicht Metall prägt,
aber nicht das Herz prägen darf.

Menschen sind eben keine Münzen, eindeutig geprägt und damit griffig.
Wir sind kein Gegenstand in den Händen anderer,
kein Mittel, mit dem man etwas erreichen kann.
Unser Gesicht, unsere Identität, unsere Unverwechselbarkeit
empfangen wir nicht von anderen Menschen.
„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“
begründet keine gleichwertigen Ordnungen.
Das Wort ordnet vielmehr ein, indem es sagt:
Du erkennst weltliche Macht daran, dass sie Münzen will,
Metall, Masse, Besitz, Reichtum.
Sie hat Interesse an dir, solange du verfügbar bist und gewinnbringend.
Lass sowas nicht an und schon gar nicht in dein Herz.
Dein Herz lass Gott.
Er ist die Macht, die reines Licht gibt und ist, keinen Schatten.
Er ist die Macht, die zuallererst an dir als Person Interesse hat,
die nicht etwas von dir will, keinen Gewinn,
sondern die DICH will.
Er will die eigentliche Prägung in deinem Leben sein,
versieht dich mit einem unauslöschlichen Merkmal,
nämlich, Sein, Gottes Kind zu sein.

Je mehr du diesem Merkmal Raum gibst,
umso freier bist du allen anderen Mächten gegenüber,
umso weniger bist du wie eine geprägte Münze.

Münzen gelangen durch verschiedene Hände,
sind Mittel zum Zweck, oft zur Bereicherung einiger weniger.
Münzen sind harte Stücke und kalt.
Gott will keine Menschen als Münzen, massenhaft gleich geprägt,
genormt, gerundet, austauschbar, handhabbar,
keine, die man „in die Tasche stecken“ kann;
was Gott gehört, ist die Persönlichkeit, die Person, das Kantige,
das Individuelle, das Echte, das Eigene.
Wo dieses Verhältnis klar ist,
kann dir kein Kaiser der Welt wirklich etwas nehmen.

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