Gründonnerstag 2021
Brot.
Es duftet.
Gebrochen – geschnitten; egal.
Es wird geteilt; unterschiedslos bekommt jede und jeder davon.
Zumindest Zuhause in der Familie.
Der Duft des Brotes, das Zeichen des Teilens, der gemeinsame Tisch
ist stärker als die unterschiedlichen Ansichten und Lebensentwürfe,
die in einer großen Familie zusammen kommen.
Am Tisch wird gesprochen, manchmal gestritten, es wird gelacht, geweint,
man hört zu und man redet durcheinander,
alles an einem Tisch.
Es gibt etwas, das stärker ist als alle Unterschiedlichkeit:
das geteilte Brot zeigt es.

Essen verbindet.
Ganz bestimmt hat sich Jesus so Kirche gedacht, die Ihm Nachfolgenden,
die vielen unterschiedlichen Menschen: an einem Tisch,
verbunden durch das Brot, das Er selbst ist,
verbunden durch die Liebe, die gelebt wird.
Das ist das Sakrament, das wir Eucharistie nennen:
wir alle sind Empfangende, wir alle sind Gäste,
wir alle sind gleich im Hunger nach Brot und Liebe.
Zusammengerufene, nicht nur von unterschiedlichen Orten,
auch von unterschiedlichen Verortungen,
bringen die je eigene Welt mit, unsere eigene Lebensfarbe,
werden selbst zusammen mit Ihm kraft der Liebe zum neuen Bundeszeichen,
das doch das alte Bundeszeichen aufgreift:
den Bogen in den Wolken, der Regenbogen, den leuchtenden,
der entsteht, wenn das Licht der Sonne auf Wassertropfen trifft,
oder Tränentropfen:
das helle Licht wird in Farben zerlegt –
und wir schauen, wir ahnen und wissen: die vielen Farben machen es aus,
das Licht, das Leben.

Die vielen Farben:
denn jede und jeder von uns trägt eigene Schuhe und läuft eigene Wege,
jede und jeder hat eine andere Vorstellung von Gottes Wirken, betet anders,
jede und jeder von uns redet anders von Gott;
wir empfangen nicht dasselbe Stück Brot,
aber denselben Christus.
Das ist ja die Entdeckung von Pfingsten:
in der eigenen Sprache Gottes große Tat hören und verkünden,
in und mit der eigenen Farbe.

Unserer Kirche geht schon seit langem ganz viel Farbe verloren.
Das, was nicht leuchten, das, was sich nicht zeigen und gelebt werden darf,
verblasst und geht ein.
Die Kirche Gottes jedoch ist größer:
Gott gehen die Farben nicht verloren, sie gehen Ihm nicht aus.
Er malt und baut weiter mit den Menschen und ihren je eigenen Geschichten:
ein neuer und ewiger Bund. Unauflöslich. Treu.

Kann Gott sich verändern oder wandeln?
So lautete eine Frage während meiner Studienzeit,
die ich – ehrlich gesagt – bis heute nicht ganz verstehe,
weil ich denke: wir Menschen ändern uns, und damit ändert sich auch,
wie wir Gott verstehen.
Zwar gibt es etwa den starken Satz in der Bibel im Buch Jona:
„Gott sah des Menschen Verhalten; er sah, dass sie umkehrten
und sich von ihren bösen Taten abwandten.
Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er tat es nicht.“
aber wer kann genau auseinanderhalten,
wie menschliche Deutungen dessen, was ist und geschieht
und göttliche Offenbarung einander durchdringen?
Die Antwort, die der Professor auf die Frage gab,
ob Gott sich ändern oder wandeln könne, ist allerdings viel entscheidender:
die Treue Gottes allein ist unwandelbar.
Sie bleibt, sie ist gebunden an Seine Schöpfung,
an jede einzelne Farbe und Facette des Lebens.
Gott bleibt am Menschen dran.
Sein Brot, Seine Liebe, Sein Segen stärkt jede und jeden.
In jeder Eucharistie hören wir es:
mein Blut: für alle vergossen…
Welch ein Recht hätten wir, anders zu denken und zu handeln.

 

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