A 22 2023 Mt 16, 21-27
Petrus will Jesus bewahren.
Er weist ihn sogar zurecht.
Er will das Leiden Jesu, seinen Tod verhindern.
Wie hätte das aussehen können?
Doch nur so, dass Jesus sich mit den Ältesten,
den Hohepriestern und Schriftgelehrten arrangiert,
sie durch seine Worte, sie durch sein Verhalten
nicht oder nur gemäßigt provoziert hätte.
Weniger Konfrontation, mehr Diplomatie. Taktieren.
Sich etwas einfangen lassen.
Wir wissen, dass es anders gekommen ist.
Jesus weiß sich nicht gesandt,
um die Religionsvertreter seiner Zeit bei Laune zu halten
oder um sie in ihrer starren Haltung und besonderen Position zu bestätigen;
er weiß sich gesandt, um den Armen, den Kranken, den Ausgegrenzten
eine Stimme zu geben, sie in die Mitte zu rücken.
Jesus geht von unten aus, von den Menschen, denen er begegnet.
Und genauso glaubt und verkündet er Gott:
als barmherzig, als Menschen nah, und nicht von oben herab kommend.
Das kratzt an der Position der Ältesten, an ihrem Lebensentwurf,
an ihrem Gottesverständnis.
Denn all das hängt irgendwie zusammen.
Ihre Position wird von ihrem Gottesglauben gestützt und umgekehrt.
Und weil sie in der Auseinandersetzung mit Jesus
mit Worten nicht weiter kommen, weil sie unterliegen,
überlegen sie, wie sie ihn loswerden,
seine Stimme unhörbar machen können.
Einzuschüchtern vermögen sie ihn nicht.
Es ist bis heute eine Frage in unserer Kirche,
wovon Menschen sich leiten lassen,
stark diskutiert auch auf dem „Synodalen Weg“.
Es ging um die Frage, wovon Kirche sich etwas sagen lässt,
ausgelöst durch die schrecklichen Missbrauchsverbrechen.
Zunächst war von einem „besonderen Lehramt der Betroffenen“ die Rede.
Die Kirche muss „auf die Stimme derer hören,
die in der Kirche vom Missbrauch ihrer Macht betroffen waren und sind.
Ihr besonderes Lehramt gilt es anzuerkennen,
weil die Stimme Christi in ihnen vernehmbar wird (Mt 5,1-12).“
Lange genug hat man gerade auch in der Kirche Menschen nicht geglaubt
und stattdessen das Augenmerk darauf gerichtet,
Täter zu schützen und Taten zu vertuschen.
Jesus treibt nicht die Sorge um,
wie die Religionsvertreter gestärkt werden können.
Er stellt weder sie noch ihre Lehre in die Mitte, sondern Menschen,
die keine Rechte haben, verwundete und hilflose.
An ihnen richtet er seine Rede von Gott und sein Handeln aus.
Von ihnen lernt er, wie Gott und die Rede von ihm sein muss,
dass es ein Aufatmen gibt, dass Menschen heil werden.
Und weil das eine Grundentscheidung ist, gibt es auch keine Kompromisse,
kein ein „an der einen oder anderen Stelle“ nicht so laut auftreten.
Für ihn kommt keine Strategie in Frage, die bewirken könnte,
wie ihn die Frommen seiner Zeit gewähren lassen.
Dafür ist er zu sehr überzeugt von dem Gott, den er verkündigt
im Bild des barmherzigen Samariters,
oder im Gleichnis vom Unkraut und Weizen.
Petrus hat das nicht klar an dieser Stelle,
obschon er unmittelbar zuvor Jesus als den Christus,
den Sohn des lebendigen Gottes bekannt hat.
Fromme Bekenntnisse bedeuten nicht,
das Wirken und Handeln Jesu zu verstehen
und in aller Konsequenz zulassen zu wollen.
Und wer im bekennenden Petrus
den Anfang einer bekennenden Kirche sieht,
kommt nicht umhin, dieses Evangelium mitzulesen,
in dem Jesus den Petrus und damit auch eine Kirche,
die das Wirken Jesu beeinflussen, beschneiden, in Bahnen lenken will,
Satan, satanisch nennt.
Erschreckend oder entlarvend:
Die Widersacher Jesu sind von Anfang an nicht im Kreis derer,
die man öffentlich gern als Sünderinnen und Sünder brandmarkte:
Zöllner und Dirnen,
sie sind bei denen zu finden, die man nah an Gott,
nah an Jesus glaubte.